Interkulturelles Forum Hamburg

Das Interkulturelle Forum ist ein offenes, dynamisches und koordinierend beratendes Netzwerk von in Hamburg tätigen interkulturell arbeitenden Gruppen, Vereinen, Privatpersonen, Kulturhäusern, Festivals und dem Referat „Interkulturelle Projekte“ der Hamburger Kulturbehörde.

Autorinnen: Judy Engelhard, Angelina Akpovo und Gerhard Heiland

Alle Mitglieder des Interkulturellen Forums sind schon seit Jahren in der Hamburger Kulturlandschaft mehr oder weni­ger prominent vertreten und zeigen durch unzählige Veran­stal­tungen, wie reichhaltig und unterschiedlich die Kulturland­­schaft in Hamburg mittlerweile schon ist. Allerdings zeigt sich ein eklatanter Widerspruch zwischen den hochwertigen Produk­tionen und der Wahrnehmung in der Hamburger Öffentlich­keit. Das gilt für die öffentliche Resonanz in den Medien als auch für die staatlichen Institutionen.

Dabei ist gerade Hamburg als eine der internationalsten Städte, mit einem der größten Anteile von zugezogenen Bevölkerungsgruppen, eigentlich prädestiniert für die Öffnung hin zu einem internationalen Anteilnehmen an dem, was seine Mitbür­ger alles so treiben. Allerdings sollte nicht verschwiegen werden, dass in der Jugend- und Musikkultur die gegenseitige Integra­tion schon weit fortgeschritten ist. Aber trotzdem: Hamburg funktioniert im Vergleich zu anderen Städten wie Stuttgart oder Osnabrück anders. Vorsichtiger und reservierter.

Das Interkulturelle Forum Hamburg wurde im Jahr 2003 von Akteuren der interkulturellen Szene gegründet. In Zeiten, in denen finanzielle Kürzungen seitens der Behörde für Kultur befürchtet werden mussten und in denen immer seltener über interkulturelle Projekte berichtet wurde, war die Gründung eines Forums zum gemeinsamen Austausch und zur Verbes­se­rung der Lobbyarbeit unumgänglich.

Einige etablierte Festivals und deren Macher – wie das eigen­arten festival, das Afrikafestival, das Theater MUT und das Frauenfestival – kannten sich bereits und tauschten sich informell schon aus. Mit freudiger und enthusiastischer Unterstüt­zung der damaligen Referentin für Interkultur in der Hambur­ger Behörde für Kultur, Frau Inka Manthey, wurde die Szene zu einem ersten Treffen in die Behörde eingeladen. Seitdem ist daraus das Interkulturelle Forum Hamburg geworden, das sich als Netzwerk gefestigt hat und sich monatlich, meistens mittwochs, in verschiedenen interkulturellen Zentren trifft. Sehr viele und sehr unterschiedliche Initiativen oder Personen – eine Künstlerin aus Russland, eine Fotografin aus Italien, eine multi­-nationale Kindertheatergruppe, der Kulturladen St. Georg, die W3, das HausDrei, das Bürgerhaus Wilhelmsburg, Ver­treter der altonale, um einige zu nennen – kamen. Und den Machern wurde schon beim ersten Treffen bewusst, wie unterschiedlich die Teilnehmer sind und arbeiten – und wie viel man voneinander lernen konnte.

Das Interkulturelle Forum verwendet immer noch – wie am Anfang auch – viel Zeit auf das Kennenlernen. Die Teilnehmer informieren sich gegenseitig über die unterschiedlichen Ideen und Projekte, geben Hilfestellungen oder auch Tipps, besonders im Bereich der Realisierung. Gerade weil sich die Szene immer mobil zeigt, es neue interkulturelle Projekte oder Gruppen gibt, alte verschwinden, ist das Forum notwendig, um in der Szene und dem Hamburger Kulturleben anzukommen. Außerdem zeigen sich stets Synergieeffekte: Initiativen entwickeln zusammen Projekte oder tauschen Künstler und Ideen aus. Was aber immer wieder auffällt, ist die indirekte, manchmal vorsichtige Art des Kommunikationsstils, die den Unter­schiedlichkeiten Rechnung trägt, ein hohes Maß an Einfühlungs­vermögen und ein Verständnis für die jeweiligen kulturellen Werte erfordert. So gleicht das Interkulturelle Forum Hamburg einem Spiegel der Hamburger multikulturellen Bürgerschaft. Allerdings wird das Forum vorwiegend von künstlerisch tätigen Frauen getragen.

Über die letzten sieben Jahre hinweg hat sich das Interkultu­relle Forum Hamburg von einem „Außenseiter“ zu einem rele­vanten Partner im Hamburger Kulturleben entwickelt. Das Forum sieht Interkultur nicht als die an Defiziten orientierte Sozial- oder Nischenpolitik der vergangenen Jahre, sondern als Teil der kulturellen Landschaft Hamburg, deren interkulturelle Öffnung mit einer gleichberechtigten kulturellen und politi­schen Teilhabe einhergehen muss. Ein offenes Integrieren der Potenziale und des kulturellen Reichtums der Migranten ist ein wichtiger Schritt in die Richtung einer nachhaltigen Teilhabe. Diesem Impetus Rechnung tragend arbeitet das Forum an einem Leitbild, das im Frühjahr 2011 fertig gestellt werden soll.

Um sich deutlich prominenter in der Hamburger Kultur­landschaft zu positionieren, hat sich das Interkulturelle Forum Hamburg entschlossen, den 4. Bundeskongress Interkultur, der 2012 stattfinden soll, nach Hamburg zu holen. Sollte die Bewer­bung den Zuschlag bekommen und den Kongress, das Programm und Veranstaltungen, gemeinsam mit dem „Initiativkreis ­Bun­desweiter Ratschlag Kulturelle Vielfalt“ ausrichten, so wäre das für die kulturelle Landschaft und deren Akteure neben der Her­ausforderung auch ein Schritt vorwärts im Richtung offene und internationale Kultur in Hamburg. Der sich selbst als weltoffen begreifenden Freien und Hansestadt Hamburg würde so ein Kongress gut tun. Das Forum hofft natürlich auf eine breite Unterstützung der Stadt und deren Wirtschaft bei der Realisie­rung dieses weiteren Aufbruchs.

Kontakt: Judy Engelhard, 040/39 90 97 55,
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