Impulsgeber und Netzwerker

Die MOTTE begleitet seit 35 Jahren die Entwicklung neuer Bildungslandschaften. Das Stadtteilkulturzentrum hat neue Kooperationsformen zwischen Kinder- und Jugendhilfe, außerschulischer Kultureller Bildung und Schulen entwickelt.

Autoren: Marlis Herkenrath und Clemens Hoffmann-Kahre

Im Bereich der Berufsorientierung für Jugendliche im Jugend­bereich der MOTTE hat die Zusammenarbeit mit Schulen Tradition. Seit vielen Jahren arbeitet das Zentrum eng mit der Max-Brauer-Schule sowie mit der Stadtteilschule Bahrenfeld zusammen. Die vernetzten Angebotsformen sind vielfältig und reichen von wöchentlich stattfindenden Projekten in den MOTTE-Werkstätten über mehrtägige Workshops bis hin zur Beratung und Begleitung in Einzelfällen.

Einmal im Jahr finden die Berufsfindungsaktionstage für Mädchen statt. Dann herrscht in den MOTTE-Werkstätten Hochbetrieb. 50 Achtklässlerinnen aus den beteiligten Schulen sammeln praktische Erfahrungen in Berufen mit geringem Frauenanteil. Die Mädchen lernen typische Arbeitsabläufe kennen und erhalten jede Menge Informationen über verschiedene Berufsbereiche.

Für Neuntklässlerinnen und -klässler der Max-Brauer-Schule besteht die Möglichkeit im Rahmen des „BeLA-Tages“, der als „besonderes Lernangebot“ im Schulablauf fest verankert ist, über vier Monate ein wöchentliches Praktikum in den MOTTE-Werkstätten zu absolvieren.

Weitere Kooperationsangebote zur beruflichen Orientie­rung, bei denen auch die Arbeitsagentur Altona mitwirkt, sind die Projekte „Wie weiter?“ für Neuntklässler und der „Last-Minute-Workshop“ für Zehntklässler der Max-Brauer-Schule. Mit der Stadtteilschule Bahrenfeld veranstaltet die MOTTE analog dazu den Workshop „Fünf Tage für meine Zukunft“.
Darüber hinaus bietet sie zweitägige Bewerbungstrainings an, empfängt einmal pro Woche eine Mädchengruppe der
Max-Brauer-Schule und arbeitet in Bezug auf Einzelfallhilfen mit der Schule zusammen. Es findet ein reger Fachaustausch statt und dank „BeoPort“, der Online-Dokumentenverwaltung der MOTTE für Bewerbungsunterlagen – im Internet unter
beoport.de zu erreichen, ist die MOTTE mit der Schule nun auch virtuell vernetzt.

In der Zusammenarbeit können sich schulische und außerschulische Bildungsträger wunderbar ergänzen, vorausgesetzt die Kooperationsbeziehungen sind so gestaltet, dass beide Seiten ihre Eigenständigkeit und ihr spezifisches Profil wahren können. Im Rahmen außerschulischer Arbeit ist es leichter, tragfähige Beziehungen zu den Jugendlichen aufzubauen und somit eine Grundlage für Nachhaltigkeit zu schaffen. Die Mitarbeiterinnen und Mit­arbeiter aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit werden daher auch schnell zu wichtigen Ansprech-partnern in Beratungs­fragen. So wundert es nicht, dass ein unvorhergesehener Neben­effekt bei der Kooperation mit Schule ein rasanter Anstieg von Beratungsfällen ist. Ist ein Ausbau der Kooperation zwischen Schule und Offener Kinder- und Jugendarbeit gewünscht, müs­sen diese Effekte berücksichtigt werden.

Mit dem Projekt „Land der Farben“, präsentierte die MOTTE und das Theater Mär, im November 2005 das Ergebnis einer erfolgreichen Kooperation im Bereich Kultur und Bildung. Über 60 Schülerinnen und Schüler aus drei Hamburger Grundschulen führten im Altonaer Museum ihre Spiel- und Theater­szenen auf. Die Inszenierung hatten sie unter der Anleitung von Theaterschauspielern, Pädagogen aus der außerschulischen kulturellen Bildung und Lehrern entwickelt. Das Pro­jekt wurde mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis 2006 ausgezeichnet, „weil hier eine neue und erfolgreiche Form des Zusammen­spiels erprobt wird“, so die Begründung der Jury damals.

Auch in den folgenden Jahren konnte die MOTTE durch die zusätzliche Unterstützung von Stiftungen einzelne Koopera­tions­projekte z.B. im Bereich „Theater und Neue Medien“ durchführen. Von großer Bedeutung ist immer die Zusammen­führung der unterschiedlichen Fachkompetenzen und das große Engagement der einzelnen Akteure.

Im Oktober 2010 konnte die MOTTE mit dem Projekt „die Ohrlotsen“ zur Förderung von Zuhör-, Sprach- und Medienkompetenz starten. Ein wesentliches Ziel ist die Entwicklung neuer Netzwerkstrukturen zwischen außerschulischen Partnern der Kulturellen Bildung und Schulen (siehe stadtkultur magazin Nr. 15, S. 12). Als Partner von Schule sind neben der MOTTE weitere Soziokulturelle Zentren, Bücherhallen, Museen, Einrich­tungen der Kinder- und Jugendhilfe am Projekt beteiligt. Die Förderung über einen Zeitraum von drei Jahren bildet dabei eine wichtige Grundlage, um nachhaltige Kooperationsstruk­tu­ren zu entwickeln. Das Modellprojekt wird zunächst im Bezirk Altona und der Stadt Wedel umgesetzt. Es wird aber bereits über die Region hinaus nachgefragt.

Nun starten in den Bezirken die neuen regionalen Bildungs­konferenzen (siehe S. 8). Von Bedeutung wird sein, wie bestehende Netzwerkstrukturen integriert und weiter gefördert werden können. Einerseits können gerade die Initiativen vor Ort flexibel auf aktuelle Themenstellungen reagieren, andererseits fehlen oft personelle Ressourcen für eine nachhaltige Entwicklung und kontinuierliche Umsetzung neuer Koope­rationen. Lebendig werden die Netzwerke aber nur, wenn neben der Strukturierung vorhandener Angebote immer wieder neue Impulse integriert und bei Erfolg verstetigt werden können und diese Arbeit auch mit entsprechenden Ressourcen ausgestattet wird.

Kontakt:
MOTTE – Stadtteil- & Kulturzentrum, Eulenstraße 43, 22765 Hamburg, 040/39 92 62-0, , www.diemotte.de

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