Zwei Menschen sitzen auf einem roten Sofa mitten auf dem Gehweg und schwärmen von dieser Ecke in Barmbek-Nord – ihrem Stadtteil. Zwei Mitarbeiter des Bürgerhaus in Barmbek hören zu und machen unablässig Fotos.
Autorin: Ellen Erdbeer
Als das Bürgerhaus in Barmbek zur Teilnahme am Projekt WohnSitz Barmbek aufrief, fanden sich viele Barmbeker von Jung bis Alt, die ihre Lieblingsplätze in ihrem Stadtteil Barmbek-Nord präsentieren wollten. So wurde das rote Sofa an vielen öffentlichen oder privaten Lieblingsplätzen im Stadtteil aufgestellt. 30 „WohnSitzer“ berichteten dann auf dem Sofa, warum sie sich gerade dort gerne aufhalten, was der Ort für sie bedeutet, warum er für sie wichtig, angenehm oder interessant ist. Aus den Interviews wurden im Anschluss poetische Texte formuliert. Parallel zu diesen Treffen zeichnete und illustrierte eine Grafikerin einen Plan von BarmbekNord, mit allen Lieblingsplätzen und etlichen architektonischen Besonderheiten im Stadtteil. So entstand im Lauf des Sommers 2009 „WohnSitz Barmbek – der fotopoetische Stadtteilplan von Barmbek-Nord“.
Die Idee des roten Sofas war nicht neu. Neu war die Nähe des Sofas zur Lebenswelt der Bewohner. Hier stellten Freunde, Nachbarn und Straßenbekanntschaften liebevoll Orte vor, die man von Wegen und Besuchen kennt. Die „WohnSitzer“ sprachen über das Schöne in der gemeinsamen Umgebung, interessant vor allem für „Kenner“, für die Bewohner des Stadtteils.
Der Plan lädt zu Forschungsreisen in den gewohnten bzw. den frisch bezogenen Stadtteil ein. Barmbek-Nord kann erkundet werden, indem man die Lieblingsplätze anderer aufsucht und den eigenen Lieblingsplatz hinzufügt. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Wohnumgebung geschieht hierbei vollkommen zwanglos. Der Stadtteilplan leistet das Beste, was in einem Stadtteil mit hohem Single-Anteil und vielen neuen Bewohnern passieren kann: Er bietet Gesprächsanlässe und lädt zum Kontakt ein – er hilft beim Neueinrichten von Nachbarschaft.
Die Poesie der Texte führt den Betrachter des Stadtteil planes in eine zauberhafte Sphäre. Er fördert nicht die kritische Auseinandersetzung mit Mängeln oder Überflüssigem, sondern lädt ein, dazuzugehören zu den vielen Menschen in diesem durchaus reizvollen Stadtteil. Er lädt ein zur Aneignung des Stadtteils durch seine Bewohner.
Kontakt:
Bürgerhaus in Barmbek e.V., Lorichsstr. 28 A, 22307 Hamburg, 040/630 40 00, , www.buergerhaus-in-barmbek.de