Ein Museum für Kinder

Das KL!CK Kindermuseum erfüllt in der Stadt zwei unterschiedliche Funktionen: Allgemeines Kulturangebot für Kinder und Familien in Hamburg und Umgebung und Stadtteilarbeit im Osdorfer Born.

Autorin : Margot Reinig

Das KL!CK hat ein weites Einzugsgebiet über die Grenzen der Stadt hinaus. Das Publikum setzt sich zu 60 % aus sogenannten freien Besuchern und zu 40 % aus Gruppenkindern und Schulklassen zusammen. Die freien Besucher kommen wiederum zu 50 % aus Hamburg, zu 40 % aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen und zu 10 % als Touristen aus ganz Deutschland bzw. aus dem Ausland. Besonders Amerikaner gehen davon aus, dass es in jeder Stadt ein Kindermuseum gibt und fragen gezielt danach. Hinzu kommt, dass die nahe gelegene Bushaltestelle freundlicherweise in „Kindermuseum“ umbenannt wurde, was Auswärtigen die Idee nahebringt, das Museum zu besuchen. Das Programm für die freien Besucher besteht in den festen Ausstellungen – „Urgroßmutters Alltagsleben“, „Geld – und gut!“, „Treffpunkt Körper“ und „Steinzeitclan“
– und wechselnden Ausstellungen im Untergeschoss. Der Wechsel der Ausstellung im Untergeschoss ist abhängig von Geldgebern. Die festen Ausstellungen wurden im Zuge der Einrichtung der Erstausstattung durch den Bezirk Altona finanziert, in dessen Gebiet sich das Kindermuseum befindet.

Die Reparatur und Erneuerung der Ausstellungen kann von den Einnahmen durch die Eintrittsgelder bestritten werden. Für neue Ausstellungen reichen diese Einnahmequellen nicht aus. Das Kindermuseum wird nicht staatlich finanziert. Trotzdem gelingt es immer wieder, großartige Ausstellungen zu zeigen. Dies ist weitverzweigten Kontakten, der ideellen Unterstützung durch die Kulturbehörde sowie der finanziellen Unterstützung durch Sponsoren und Stiftungen zu verdanken. Als dem Museum z.B. vor zwei Jahren das finnische Generalkonsul eine Ausstellung
anbot, die die Originale von finnischen Kinderbuchillustratoren zeigte, hatte das Kindermuseum plötzlich eine Ausstellung von Weltrang im Haus. Außer im Osdorf wurde sie von großen staatlichen Museen in St. Petersburg, Madrid, Paris, Mailand und Oslo gezeigt. Im Herbst diesen Jahres wird eine Umweltausstellung präsentiert, die durch die Bundesregierung finanziert wurde, und ebenfalls einen hohen Standard verspricht.

Das KL!CK Kindermuseum möchte Kinderkultur weder als „kindgerechten“ Abklatsch der Erwachsenenkultur noch als einen mit Zuckerguss oder möglichst bunten Farben verzierten Lernkanon gestalten, sondern als eine den emotionalen und intellektuellen Fähigkeiten der jeweiligen Altersgruppe angepasste eigenständige Kunst- und Kulturform. Damit kommt man – nebenbei bemerkt – auch vielen Erwachsenen entgegen. Kinderkultur hat – genau wie bei den Erwachsenen – den Sinn, Denkanstöße zu geben, neue Horizonte zu erschließen oder auch einfach zum Staunen, Begeistern und Genießen anzuregen.

Die Stadtteilarbeit im Osdorfer Born, einer Hochhaussiedlung der 60er Jahre und ausgewiesenes Gebiet der sozialen Stadtentwicklung, ist von Anfang an ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Kindermuseums. Die Einbeziehung der Quartierskinder in die Gestaltung des Hauses schlägt sich bis heute in der Cafeteria, den Toiletten oder der Garderobe nieder. Ein großer Teil der Stadtteilarbeit wird von der „Leselibelle“ abgedeckt, die ursprünglich als reines Leseförderprojekt geplant war, aber inzwischen ein breites Angebotsspektrum hat. In den Hamburger Schulferien wird jeden Tag Programm im Kindermuseum angeboten, das vom Papierschöpfen und Bücherbinden über Schreibwerkstätten, Stadtteilerkundungen und Stadtteilbeschreibungen bis hin zu Theaterspielen und Puppenbauworkshops reicht. Über den Leselibellenclub, dem zurzeit über 180 Kinder angehören, werden die Informationen zu den Veranstaltungen, Arbeitsgruppen und Festen verbreitet.

Im Osdorfer Born gibt es eine gut funktionierende Vernetzung der sozialen, bildungsgebenden und kulturellen Akteure. Die Stadtteilkonferenz mit verschiedenen Untergruppen ist ein regelmäßig tagendes Gremium, in dem Absprachen getroffen werden, gemeinsame Aktivitäten geplant und neue Ideen ausgedacht werden. Hier aktiv mitzuarbeiten, ist für die Entwicklung und Konsolidierung des Stadtteils unverzichtbar.

Das Haus ist auch Ausstellungsort für Schülerarbeiten von Osdorfer Schulen und von dem gemeinsamen Kunstprojekt der Osdorfer Kitas, Treffpunkt für das Osterfrühstück, Organisator für den Erntedankfestumzug, Mitspieler beim jährlichen Kinderfest und anderen Stadtteilaktivitäten. Regelmäßig finden seit Jahren der KinderKunstKlub, eine Geschichtenerfinderwerkstatt, eine Jungengruppe und „Gedichte für Wichte“ statt. Dies ist dank der Finanzierung durch Stiftungen möglich.

Als außerschulischer Bildungsort bietet das KL!CK Kindermuseum den Quartierschulen halbjährlich Nachmittagskurse zu den Themen der laufenden Ausstellungen – Körper, Steinzeit, Geld und Großmutters Alltagsleben – an. Das KL!CK holt die Kinder aus den Schulen ab und bieten ihnen lebendigen und eigenaktiven Unterricht. Dank einer Eintrittsausgleichzahlung durch den Bezirk Altona ist es möglich, den Eintritt
für Stadtteilkinder auf einen Euro zu reduzieren.

Ein besonders pädagogisches Projekt startete im Januar: Für drei Jahre kann das Museum mit Hilfe europäischer Fördergelder eine pädagogische Erzieherschulung von jeweils einem halben Jahr mit Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse der hiesigen Stadtteilschule und einer Vorschulklasse der Ganztags-Grundschule durchführen. Dabei bekommt jedes der 19 Vorschulkinder einen Schüler der 9. Klasse als Mentor an die
Seite gestellt. Jeden Dienstag wird für zweieinhalb Stunden gemeinsam Zeit verbracht. Dabei geht es für die Neuntklässler um die typischen Aufgaben eines Erziehers: Mit den Kindern spielen, basteln, singen und tanzen, auf sie aufpassen, Verantwortung übernehmen, die Kinder beobachten, ihr Verhalten einschätzen und Mittel und Wege der Erziehung kennenlernen. Anschließend erhalten die Jugendlichen noch eine Stunde Theorie, die meistens mit der Besprechung konkreter Probleme ausgefüllt ist. Da wegen des Kita-Ausbaus in den nächsten Jahren über 25.000 Erzieher zusätzlich gebraucht werden, ergibt sich hieraus für die Schüler eine echte Berufsperspektive. Die Schüler erhalten zum Abschluss ein Zertifikat und denjenigen, die sich in der Arbeit als sehr begabt erwiesen haben, spricht das Museum eine Empfehlung aus. Dabei wird besonders auf die männlichen Schüler wert gelegt, um den Anteil an Männern in der Erziehung von Kindern zu erhöhen.

Das Kindermuseum trägt zur Imageverbesserung des Stadtteiles bei, was von den Bewohnern des Osdorfer Born sehr geschätzt wird und den Hamburgern neue Einblicke in ihre Stadt vermittelt. Doch nicht nur der Osdorfer Born braucht Kinderkultureinrichtungen, auch ein Quartier wie die Hafencity möchte darauf nicht verzichten. Das Kindermuseum ist stolz darauf, als Träger eines Projektes am Strandkai, direkt gegenüber der Elbphilharmonie, ausgesucht worden zu sein. Das Museum wird sich dort mit dem Thema Architektur beschäftigen. Neben interaktiven Ausstellungen wird es offene Werkstätten geben und einen Veranstaltungsraum, der allen Mitspielern der Kinderkultur offen steht.

Kontakt:
KL!CK Kindermuseum, Achtern Born 127, 22549 Hamburg, 040/41 09 97 77, www.klick-kindermuseum.de

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