Bis zu vier Meter hoch werden die begehbaren Räume und Skulpturen aus Lehm, die Kinder und Erwachsene nach eigenen Entwürfen bauen. Mit fachlicher Unterstützung errichten sie während des Projektes von Bunte Kuh e. V. eine frei modellierte, fantasievolle neue Stadtlandschaft mit Höhlen, Monstern und 1001 Türmen.
AUTORIN: KAREN DERKSEN
Als regelmäßige, kreative Impulse beleben die vier- bis sechswöchigen Mitmach-Aktionen Plätze, Parks und Fußgängerzonen in sozialen Brennpunkten mit hohem Migrantenanteil wie z. B. St. Pauli, Altona-Altstadt oder Wilhelmsburg. Ziel des Lehmbauprojekts ist es, die kognitiven, kreativen und sozialen Fähigkeiten der von kultureller Herkunft, Bildung und Alter unterschiedlichen Teilnehmer im sinnlich-kommunikativen Bauprozess zu fördern. Die „kulturelle und soziale Klebekraft“ des Baumaterials verbindet so pro Aktion ungefähr 4.000 Kinder, ihre Familien, Pädagogen und Anwohner im Rahmen einer öffentlichen „Stolzproduktionsanlage“.
Vormittags sind die kleineren Baumeister über rund 80 kooperierende Kitas, Schulen und Behinderteneinrichtungen zum Lehmbauen eingeladen. Nachmittags und am Wochenende kommen die Kinder privat oder mit Stadtteileinrichtungen wieder auf „ihre Baustelle“. So erreicht das Projekt vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien und ermöglicht ihnen kulturelle Teilhabe. Wenn die imposanten Bauten fertig sind, wird ein großes Fest mit keramischen Bränden, Musik und Lehmofenspeisen gefeiert. Eine zweiwöchige Ausstellung lädt noch einmal zum Bestaunen und Bespielen ein.
Das Gelingen niedrigschwelliger Partizipation beschreibt eine Erzieherin aus der Kita Wichelnbusch: „Egal, wie groß die Hand ist: Jeder baut mit – alle respektvoll und voller Inbrunst. Die Regeln, die manchmal von einigen so schwer einzuhalten sind, werden wie von selbst verinnerlicht. Und es gibt nicht nur einen Gewinner, einen Besten, nein, gewonnen haben alle!“.
Das Lehmbauprojekt gibt insbesondere benachteiligten Menschen eine Bühne, auf der sie zeigen, dass man gemeinsam etwas Großes schaffen kann. Mitten in ihrem Stadtteil bauen sie Aufsehen erregende Architektur und schaffen gleichzeitig auch ideell neue Räume: Räume der Begegnung. Die nächste Lehmbau-Aktion findet vom 19. Mai bis zum 28. Juni in der Wilhelmsburger Bahnhofspassage statt. Der Eintritt ist frei.
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Bunte Kuh e. V.
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