B wie: Brandschutz, Betriebssicherheit und Barrierefreiheit

Alles fing damit an, dass die MOTTE die Feuerwehr wegen einer Einzelbaumaßnahme konsultierte. Das brachte einen Stein ins Rollen, der schnell zur Lawine wurde. Das Bauamt wurde aufmerksam, die öffentliche Verwaltung informiert. Und dann ging es schneller, als gedacht: Die erste Million wurde zugesagt – allerdings vor dem Hintergrund eines rund drei Millionen starken Investitionsbedarfs. Das war 2009. Teilfinanzierungen führten dann über die Jahre zu einem unglaublich komplizierten und komplexen Vorgang. Und zu vielen Dingen mit „B“, die plötzlich bedacht werden wollten. Denn ein Umbau schafft neue rechtliche Situationen.
Autor: Michael Wendt
Die MOTTE – eine Dauerbaustelle, Foto: Ulrich Gerlach, MOTTE Foto-Werkstatt
Die MOTTE – eine Dauerbaustelle, Foto: Ulrich Gerlach, MOTTE Foto-Werkstatt

In der MOTTE wird seit Betriebsbeginn umgebaut, saniert und modernisiert. Seit 1976 wird die 125 Jahre alte Industriearchitektur als Stadtteilkulturzentrum genutzt. Die Brandschutz- und Investitionsanforderungen steigerten sich zuletzt in Höhen, die der Verein nicht mehr stemmen konnte. Die MOTTE hatte also ein echtes Problem. Grundsätzlichere Überlegungen mussten her, um den längst überfälligen Sanierungsstau bewältigen zu können. Und so legte die MOTTE los – ausgestattet mit einem neuen, privaten Mietvertrag bis Ende 2038 zu sehr guten Bedingungen und der Chance, den Standort der MOTTE zu sichern.

Die Architektenplanungen mussten gleich zweimal gemacht werden. Nötig wurde plötzlich eine Ausschreibung für die Baunebenkosten. Mit einem neuen Architekten ging es nochmal zurück auf Los. Der Bauantrag ergab weitere Kostensteigerungen durch Neuberechnungen und Auflagen. Dennoch ging es weiter. Unter schwierigsten Umständen konnten die hohen Eigenmittel erwirtschaftet werden.

Trotz aller Widrigkeiten erschloss sich in der MOTTE ein neuer Blick auf die zukünftige Nutzung des Hauses: eine Chance für räumliche und inhaltliche Veränderungen. Kostensteigerungen wurden kompensiert. Die Gebäudeeigentümerin investierte ihrerseits über den günstigen Mietvertrag hinaus. Ein großes Problem war der Zwang, den laufenden Betrieb während der Bauarbeiten aufrechtzuerhalten. Allen im Hause wurde in dieser Zeit viel abverlangt.

Räume anderes nutzen: ehemalige Holz-Werkstatt beim Umbau, beherbergt jetzt den Verein LAB mit dem „Aktiv Treff für Ältere“, Foto: Ulrich Gerlach, MOTTE Foto-Werkstatt
Räume anderes nutzen: ehemalige Holz-Werkstatt beim Umbau, beherbergt jetzt den Verein LAB mit dem „Aktiv Treff für Ältere“, Foto: Ulrich Gerlach, MOTTE Foto-Werkstatt

Als die 3. Etage für den Publikumsverkehr – bis heute – gesperrt werden musste, weil ein zweiter Fluchtweg fehlt, kam es zur Aufgabe von Werkstätten, zu Raumdoppelnutzungen und zur Reduzierung von Seminarräumen. Regeln zur Raumnutzung wurden eingeführt, um die Eigenverantwortung von Nutzergruppen zu stärken.

Wobei die Haftungsfragen zu weitreichenden Veränderun­gen des Miteinanders führten. Hintergrund ist die erforderliche Einführung einer Haftungshierarchie z. B. durch Abteilungsleitungen oder verantwortliche Gruppenleitung in Werkstätten mit vertraglicher Regelung.

Zur Dauerbelastung werden die höheren Kosten für den Betriebshaushalt als Folge der Umbauten und Auflagen. Beispiele sind: eine bei der Feuerwehr aufgeschaltete Brandmeldeanlage, gemäß eines neuen Brandschutzkonzeptes sowie Sicherheitsbeleuchtung, neue Fluchtwege, Brandschutztüren, Maßnahmen der Barrierefreiheit, ein neuer Personenfahrstuhl und automatische Türöffner, Lüftungsanlagen, Kapazitätserweiterung für WC-Anlagen, Maßnahmen der Betriebssicherheit und des Gesundheitsschutzes einschließlich neuer Personalkontingente, komplett neue Stromversorgung mit wiederkehrenden Elektro-Checks und vieles andere mehr. Dadurch entstehen Kostensteigerungen für Wartungen, vermehrte Reparaturen, Aufwand für PVO-Prüfungen und Sachverständige, Schulungen, Fortbildungen sowie ständige Nachbesserungen der neuen Sicherheitstechnik etc. Die Kosten in diesem Bereich haben sich vervielfacht.

Kompensiert werden können diese Kostensteigerungen nur durch die Reduzierung der Personalressourcen, d. h. die MOTTE musste Stellen kürzen, um einen ausgeglichenen ­Haushalt zu erhalten. Aber aller Belastungen zum Trotz baut die MOTTE aktuell bis Ende 2018 weiter.

KONTAKT
MOTTE – Stadtteil & Kulturzentrum
Eulenstraße 43 · 22765 Hamburg · 040/39 92 62-0
· www.dieMOTTE.de

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