Der Kulturhof Dulsberg verfügt über Räume, in denen mehr als 300 Personen Platz haben. Aus diesem Grund finden dort zahlreiche große Kulturfeste statt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Interkulturelle Feste, deren Öffnung und die Moderation der kulturellen Unterschiede sind Schwerpunkte des Kulturzentrums in der Stadtteilschule Alter Teichweg.
Autorin: Ulrike Ritter
Das ghanaische Erntedankfest „Homowo“
Vor über 10 Jahren begann eine Kooperation mit dem Ga Verein Hamburg. Die Idee: Das jährlich wiederkehrende Erntedankfest „Homowo“ sollte auch für Nicht-Ghanaer geöffnet werden. Um diese anzusprechen, gab es neben dem bunten, englischsprachigen Plakat der Community ein zweites deutschsprachiges Plakat im gewohnten Stil der Öffentlichkeitsarbeit des Kulturhofs – aber mit einem kleinen Trick: Auf diesem Plakat war eine viel spätere Startzeit angegeben als auf dem englischsprachigen. Der Kulturhof hatte die Erfahrung gemacht, dass die deutschen Besucher natürlich pünktlich um 20 Uhr eintrafen und, wenn es dann gegen 22 Uhr erst richtig losging, schon frustriert nach Hause gegangen waren. Kulturelle Unterschiede wollen berücksichtigt und umsichtig moderiert werden.
Eine weitere Maßnahme zur Öffnung der Veranstaltung war es, die in der afrikanischen Stammessprache abgehaltene Veranstaltung mit einer englischen und deutschen Moderation zu begleiten. In den letzten Jahren sind kurze Videotrailer dazu gekommen, die die Zeremonien für Uneingeweihte verständlicher machen. In Planung sind in diesem Jahr außerdem Paten, die neuen Besuchern für Fragen zur Seite stehen.
Das nordafrikanische Neujahrsfest „Yennayer“
Das Neujahrsfest „Yennayer“, bei dem es neben dem Feiern auch um den Erhalt der berberischen Sprache und Kultur geht, ist ein gutes Beispiel für ein offenes, interkulturelles Fest. Bei diesem Fest scheint der Fremdheitsgrad geringer und damit die Öffnung einfacher zu sein. Es wird jährlich im Januar vom Kreis der Berberfreunde Hamburg in Kooperation mit dem Stadtteilbüro ausgerichtet. Menschen berberischer Herkunft können sich mit diesem Fest nicht nur ihrer Herkunftskultur widmen, sie wollen ihre Kultur auch gern vielen anderen zeigen. Viele Stadtteilbewohner nutzen das Fest, um die Kultur der Berber kennenzulernen und mitzufeiern.
Das interkulturelle Frauenfest
Sehr erfolgreich und beliebt ist das interkulturelle Frauenfest im Kulturhof. Mehrere soziale Einrichtungen und Migrantenorganisationen planen das Fest gemeinsam unter der Federführung des Stadtteilbüros. Für die Organisation hat es sich als wichtig herausgestellt, dass alle Beteiligten gemeinsam mit „am Tisch sitzen“ müssen. Denn für viele migrantische Communities hat sich im Kulturhof herausgestellt, dass neben normaler Werbung über Plakate und Medien die Mundpropaganda eine wichtige Rolle spielt. Und Mundpropaganda funktioniert nur, wenn man die Leute aus der jeweiligen Community mit im Boot hat.
Einer der Schlüsselmoment zur interkulturellen Verständigung war für das Kulturhof-Team das gemeinsame Tanzen am Ende eines Frauenfestes, als eine afrikanisch-stämmige Frau zu einer türkischen Frau sagte: „Ich habe gar nicht gewusst, dass türkische Frauen auch so gerne tanzen.“
Neue Feste für Geflüchtete
Inzwischen hat der Kulturhof viele Erfahrungen mit der Öffnung interkultureller Veranstaltung gemacht. Dadurch fällt es dem Kulturzentrum sicher leichter als anderen, die neu angekommene Gruppe der Geflüchteten für die kulturelle Teilhabe zu gewinnen. Viele migrantische Communities greifen selbst auf Fluchterfahrung zurück und sind offen und sensibel im Umgang mit den Neu-Hamburgern. Ein sehr gelungenes Beispiel dafür war im letzten Jahr das arabische Kulturfest der palästinensischen Community, das sich explizit an Geflüchtete richtete und diese sowie viele der deutschstämmigen Brückenbauer sehr erfolgreich mobilisieren konnte.
Interkulturelle Kompetenz, Offenheit und die Lust auf eine offene Gesellschaft sind wichtige Aspekte für das Gelingen der internationalen Stadtgesellschaft.
KONTAKT
Stadtteilbüro Dulsberg
Urlike Ritter – Koordination Stadtteilkultur
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