Seit nunmehr sechs Jahren ist es in Hamburg möglich, einen Bundesfreiwilligendienst im Bereich Kultur und Bildung zu machen. Waren es im Jahr 2012 noch wenige Freiwillige, die ihren Dienst in den Einsatzstellen der Hansestadt absolvierten, so durchliefen 2017 bereits 135 Menschen den BFD Kultur und Bildung beim Dachverband STADTKULTUR HAMBURG. Tendenz steigend. Dabei profitieren sowohl Freiwillige als auch die Einsatzorte – und nicht zuletzt auch der Dachverband selbst.
Autorin: Corinne Eichner
Der Bundesfreiwilligendienst ist ein Querschnitt durch die Gesellschaft – Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten, unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft engagieren sich für die Gesellschaft. Für viele Freiwillige ist der BFD Kultur und Bildung ein Tor in den Berufseinstieg. Er ermöglicht das Sammeln erster Berufserfahrungen oder das Kennenlernen von Berufsfeldern im Kultur- und Bildungsbereich.
Dabei helfen auch die Fortbildungen, die die Freiwilligen während ihres Dienstes durchlaufen – deutlich über 80 Angebote stehen in 2018 zur Wahl. Darunter sehr berufsorientierte Fortbildungen wie Projektmanagement, Fundraising oder Bewerbungstrainings, aber auch Besuche kultureller Einrichtungen oder künstlerische Workshops. Die Fortbildungen tragen auch dazu bei, dass unter den Freiwilligen ein sehr konstruktives und positives Miteinander herrscht.
In den Einsatzorten schafft die Unterstützung durch die oft hoch engagierten BFD-Freiwilligen Freiräume für die hauptamtlichen Mitarbeiter*innen und bringt innovative Ideen ins Haus. Die Freiwilligen entlasten das Team – so können lang gehegte Projektideen umgesetzt werden, neue Veranstaltungsformate ausprobiert und die inhaltliche Weiterentwicklung der Einrichtung insgesamt vorangebracht werden. Mit ihrem Blick von außen und ihrem großen Engagement bringen die Freiwilligen frischen Wind und Impulse in die Institutionen. Die Diversität der Freiwilligen – etwa ein Drittel der Freiwilligen im BFD Kultur und Bildung ist nicht in Deutschland geboren, sie kommen beispielsweise aus dem Iran, aus Afghanistan, Russland, Weißrussland oder Bolivien – bringt auch Diversität in die Einrichtungen: Oft bringen die Freiwilligen durch ihre persönlichen Kontakte neue Zielgruppen in die Häuser und geben Anregungen für neue kulturelle Begegnungen.
Auch der Dachverband selbst hat mit dem BFD eine wichtige Entwicklung vollzogen: Durch den Umgang mit den vielen engagierten Menschen, für die sinnvolle und perspektivschaffende Tätigkeiten gefunden werden, durch die Beratung der Einsatzstellen und durch die intensive Auseinandersetzung mit ihren organisationellen Besonderheiten sind der Geschäftsstelle ganz neue inhaltliche Herausforderungen zugewachsen, die die Bindung an Mitgliedseinrichtungen und andere Einsatzstellen verstärken.
Fakten: Der BFD für Freiwillige
Mindestens 23 Jahre alt muss man sein – nach oben gibt es keine Altersgrenze: Man könnte also auch noch mit 99 Jahren seinen Bundesfreiwilligendienst Kultur und Bildung machen. Die Freiwilligen engagieren sich mit 20 bis 40 Stunden die Woche für sechs bis 18 Monate in Kultur- und Bildungseinrichtungen in ganz Hamburg: Die Aufgaben reichen von der Mitarbeit in Kulturprojekten über Organisation im Büro bis hin zu Veranstaltungsdurchführung und Unterstützung künstlerischer Prozesse.
Sicher, es gibt nur ein Taschengeld: Maximal 390 Euro für ein Vollzeitengagement, mindestens 200 Euro in Teilzeit. Aber dazu ist man – anderes als während eines Praktikums – sozialversichert und bekommt kostenlos jede Menge praktische Fortbildungen. Außerdem gibt es Einblicke in die Praxis kultureller Arbeit, eine Tätigkeit mit Sinn, Anerkennung für das, was man tut, und Kontakte, die hilfreich sein können bei der Jobsuche nach dem BFD.
Wichtig: Der BFD ist offen für ganz viele Menschen: z. B. für Menschen, die sich nach dem Studium erstmal beruflich orientieren möchten oder als Überbrückung zwischen Bachelor und Master. Der BFD ist auch geeignet für Menschen, die eine „Auszeit“ vom regulären Berufsleben nehmen oder sich beruflich neu erfinden möchten. Als Wiedereinstieg nach der Elternzeit oder einer längeren Arbeitslosigkeit ist der BFD möglich – auch parallel zu ALG II. Sehr geeignet ist der BFD für Rentner*-innen oder Vorruheständler*innen, die zu jung für die Couch sind und noch etwas Sinnvolles machen möchten.
Fakten: Der BFD für Einsatzorte
Manchmal braucht es einen frischen Blick von außen und helfende Hände, die mitanpacken: ein neues Veranstaltungsformat ausprobieren, die Facebook-Seite aktivieren oder die Büroarbeit unterstützen. Im Bundesfreiwilligendienst bekommen Sie nicht nur zusätzliche Unterstützung, Sie übernehmen auch gesellschaftliche Verantwortung und öffnen sich für Neues. Für sechs bis 18 Monate hilft ein*e Freiwillige*r für 20 bis 40 Stunden die Woche in Ihrer Einrichtung mit. Das bedeutet: Die Einarbeitung lohnt sich – anders als z. B. bei dreimonatigen Praktika.
Die Kosten für die Einsatzorte belaufen sich auf 250 bis 546 Euro monatlich – je nachdem, wie viele Wochenstunden die Freiwilligen vor Ort unterstützen. Sie beteiligen sich damit an Taschengeld, Sozialversicherung, Verwaltung und Fortbildungen.
Die Einsatzorte lernen die Freiwilligen in einem persönlichen Gespräch kennen und entscheiden, wer zu Ihnen passt. Die Freiwilligen, die alle älter als 23 Jahre sind, nutzen den BFD z.B. nach einem Studium oder einer Elternzeit für einen Einstieg bzw. Wiedereinstieg ins Berufsleben. Der BFD kann aber auch parallel zur Rente gemacht werden – wodurch sich die Einrichtungen jede Menge Lebenserfahrung ins Haus holen können.
Die Anzahl der Fortbildungstage richtet sich nach dem Alter der Freiwilligen: Die Jüngeren – von 23 bis 27 Jahren – bilden sich an zweieinhalb Tagen im Monat fort – alle anderen an einem Tag pro Monat. Damit bringen sie immer wieder neues Know-how ins Haus, z. B. zu Themen wie Projektmanagement, Fundraising oder Social Media.