Die Künstlerin

In der klassischen Musik gibt es Sänger*innen, die ziehen ihren Lehrer*innen hinterher. Von Land zu Land, ohne finanzielle Absicherung. Nur, um besser zu werden. Nur, weil es ihnen so sehr am Herzen liegt. Eine davon ist die gebürtige Litauerin Aušvinta Locci. Sie hat Operngesang studiert in Italien. Sie ist mehrmals in Europa umgezogen, immer dorthin, wo Lehrer*innen waren, mit denen sie arbeiten wollte. Das Geld dafür verdiente sie meist in der Gastronomie. Doch dann hat sich ihr Leben verändert.
Autor: Klaus Irler
Foto: Klaus Irler
Foto: Klaus Irler

Seit 2014 ist Aušvinta Locci in Hamburg und es kann sein, dass sie hier bleibt, weil zur Berufung des Singens etwas hinzugekommen ist: Die Lust, im Kulturbereich jenseits der Bühne zu arbeiten. Aušvinta Locci wurde klar, dass das Jobben zu viel Kraft kostet. Sie wollte eine Arbeit in der Kultur, um sich zu finanzieren. Also hat sie bei Google drei Wörter eingegeben: „Job“, „Kultur“ und „Hamburg“. Gelandet ist sie auf der Web­seite von STADTKULTUR, auf der sie vom Bundesfreiwilligendienst erfuhr. Der Bundesfreiwilligendienst ermöglicht mit seinem ­Taschengeld kein Auskommen. Aber Aušvinta Locci hat überzeugt, dass es beim BFD auch Fortbildungen gibt: „Ich liebe es, etwas zu lernen.“

Seit Oktober 2017 unterstützt sie das Freizeitzentrum Schnelsen. Dort konnte sie sofort ein eigenes Projekt in Angriff nehmen: Zunächst wollte sie Opern-Einführungen und ­-Besuche anbieten. Weil die Resonanz zu gering blieb, steuerte sie um: Sie organisiert nun einen Markt, auf dem sich Hamburger Kultureinrichtungen im Stadtteil präsentieren können. „Bei dem Projekt machen fast 50 Leute mit“, sagt Aušvinta Locci. „Es hat sich unglaublich entwickelt.“

Neben der Kulturarbeit betreut die 34-Jährige für das Freizeitzentrum Schnelsen ein Projekt in einer Flüchtlingsunterkunft: Es geht darum, geflüchteten Frauen das Fahrrad-Fahren beizubringen. „Das Freizeitzentrum ist ein wichtiger Ort für mich“, sagt Aušvinta Locci. „Ich kann Menschen helfen und sehen, wie ein Kulturhaus läuft.“ Bis Mitte Oktober ist sie noch BFDlerin und wird dann ein Jahr dabei gewesen sein. „Ich bin sehr zufrieden mit dem BFD“, sagt sie. „Er hat mir Hamburg geöffnet. Ich sehe, wie bunt, aktiv und unterschiedlich die Kulturszene hier ist. Der BFD hat mir mehr gebracht, als ich erwartet habe.“

Insbesondere mit den Fortbildungen sei sie „superglücklich“. „Alle Referenten sind sehr qualifiziert. Ich war immer mit Spaß dabei.“ resümiert sie. Aber jetzt liegt erstmal der Kulturmarkt an. Der Termin dafür ist der 22. September 2018 von 12 bis 17 Uhr im Freizeitzentrum Schnelsen in der Wählingsallee 16.

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