Grenzen erleben derzeit eine erstaunliche Konjunktur. Wo man hinsieht, hinhört oder hinliest stehen Mauern, Zäune, Stacheldraht. An diesem Boom wollte sich der Brakula 2018 beteiligen – und ihm etwas entgegensetzen.
Autor: Konstantin Ulmer
Unter dem Motto Grenzen überschreiben brachte der Brakula verschiedene Literaturformate zusammen, bei denen sich Texte mit Themen wie Migration, Heimat und Political Correctness befassten. Größter Baustein des Projekts war ein Jugendschreibwettbewerb mit beachtlicher Resonanz: Fast 100 Hamburger*innen der Jahrgänge 1999 und jünger folgten der Einladung, mit literarischen Mitteln über Grenzen aller Art nachzudenken.
Ein Viertel der Beiträge stammte aus den wettbewerbsbegleitenden Workshops, in denen Jugendliche aus den umliegenden Schulen mit bekannten Slam Poeten an Grenz-Texten feilten. Nach der Preisverleihung wurde der Wettbewerb mit einer Buchveröffentlichung der 30 besten Beiträge abgeschlossen. Ein Schreibangebot gab es im Rahmen des Projekts auch für die älteren Semester: Sie konnten im Autobiografie-Kurs „Ich, grenzenlos“ zur Feder greifen.
Darüber hinaus hat der Brakula mit zwei Lesereihen Grenzen ausgetestet. Bei den „Wrote-Trips“ waren jeweils zwei prominente Autor*innen – unter anderem Nino Haratischwili, Olga Grjasnowa, Farhad Showghi – zu Gast, die von Sprach-, Denk- und Nationalitätswechseln erzählten. In der Klassikerlesereihe unter dem Brecht’schen Motto „Der Pass ist der edelste Teil eines Menschen“ diskutierten die Gäste sechs Bücher von Exilant*innen.
Unter der Überschrift „Stadtteilverdichtung“ bot der Brakula außerdem literarische Stadtteil-Formate. Alex Posch stellte den Bramfelder*innen ihre Hood in kleinen, nicht immer ganz wahren Geschichten im Rahmen eines literarischen Spaziergangs vor. Für Stirnrunzeln und viel Freude sorgten Poetry-to-go-Postkarten mit grenzüberschreitenden Gedichten bekannter Poeten, die im Stadtteil verteilt wurden.
Die Bramfelder Literaturgruppe Literadies schrieb zudem Texte zum Thema, die sie mit Musikbegleitung auf der Brakula-Bühne vortrug. Singer Songwriter-Unterstützung gab es auch beim letzten großen Projektbaustein: Mit „Bei Hilde“ hat der Brakula die erste Lesebühne im Bezirk Wandsbek etabliert.
KONTAKT
Brakula – Bramfelder Kulturladen e.V.
Bramfelder Chaussee 265 · 22177 Hamburg · 040/64 21 70-0
· www.brakula.de