Editorial zu „Gesellschaftlicher Zusammenhalt durch Kultur“

Liebe Kulturinteressierte,

Die jüngsten Wahlen haben gezeigt, wie alte Gewissheiten über das politische System zerbröseln: Unser Parteiensystem erodiert und nicht zuletzt die Europawahl hat gezeigt, dass Rechtspopulismus nicht allein ein Problem abgelegener Regionen Ostdeutschlands ist. Unsere Gesellschaft wird zunehmend diverser und befindet sich durch den demografischen Wandel, durch Zuwanderung, aber auch durch die Digitalisierung in einem umfassenden Umbruch.

Zugleich begehrt eine junge Generation auf gegen alte Gewohnheiten und verfestigte Strukturen. Die Politik steht den Phänomenen der Veränderung oft hilflos gegenüber und so driften die gesellschaftlichen Gruppen immer weiter auseinander. Keine Frage, die Situation ist brenzlig und es braucht dringend Strategien zur Bewältigung.

Gesucht wird eine neue Gemeinschaft in Vielfalt, die Zusammenhalt und Zusammenhang der Gesellschaft stärkt und eine neue Form von Solidarität wachsen lässt.

Wenn das Bürgerhaus Wilhelmsburg sein Projekt Konfetti Plus mit „Gemeinsam verschieden“ überschreibt, wird damit zugleich treffend die Strategie der Stadtteilkultur beschrieben, wie sie gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern und – wenn nötig – auch wiederherstellen will. In ihren Einrichtungen finden die Begegnungen und der Austausch statt, die als „sozialer Klebstoff“ fungieren. Die Vision einer inklusiven Gesellschaft der Vielen wird hier gemeinsam entwickelt und gelebt.

Und was ich als eine besondere Qualität ansehe: Dank der Verwendung künstlerischer Mittel werden die Menschen auch über den Bauch statt allein über den Kopf angesprochen, was einen emotionaleren und damit unmittelbareren Zugang erlaubt. Und nebenbei ganz einfach Spaß macht – das zeigen die exemplarischen Darstellungen von Projekten der Stadtteilkultur für gesellschaftlichen Zusammenhalt, die wir Ihnen in diesem Heft vorstellen, alle ganz deutlich.

Mehr Fachinformationen zum Thema „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ finden Sie auf unserer Webseite unter www.stadtkultur-hh.de/zusammenhalt/.

Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht
Corinne Eichner, Geschäftsführerin

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