Auf den ersten Blick attraktiv

Auch nach dem Niedergang des sogenannten „Islamischen Staates“ gibt es in Hamburg Organisationen, die gesellschaftliche Gräben vertiefen und ein weltweites Kalifat etablieren wollen. Die Beratungsstelle Legato bietet Hilfe beim Umgang mit ihnen.

Autor: Ulf Brennecke

Die Session von Legato am Nachmittag, Foto: Miguel Ferraz

Legato, die Hamburger Fach- und Beratungsstelle für religiös begründete Radikalisierung, arbeitet seit 2015 mit Individuen, Familien und Institutionen zusammen, bei denen vermeintliche oder tatsächliche Radikalisierungsprozesse aufgekommen sind. Hierzu gehören auch Bürgerhäuser und ähnliche öffentliche Institutionen, die auf Stadtteilebene agieren und dabei mit aus ihrer Sicht zweifelhaft erscheinenden Gruppen und Einzelpersonen in Kontakt kommen. In solchen Situatio­nen steht häufig ein Abwägungsprozess an: Einerseits soll ein Bürgerhaus möglichst inklusiv sein und von vielen verschiede­nen Gruppen genutzt werden, andererseits gibt es bestimmte rote Linien – zum Beispiel Verfassungstreue oder Friedlichkeit.

Hamburg hat es seit den frühen 2010­er Jahren mit diversen, untereinander unterschiedlich stark vernetzten salafis­tisch orientierten Gruppen zu tun bekommen. Problematisch ist hier vor allem der dschihadistische Flügel der Szene, dem auch diejenigen angehören, die zum sogenannten „Islamischen Staat“ oder anderen Dschihadistenmilizen nach Irak und Syrien ausgereist sind.

Einige Jahre lang versuchte die Szene oft provokativ den öffentlichen Raum zu besetzen und ihre Ansichten zu verbreiten, etwa durch Koranverteilstände. Mit dem Niedergang des sogenannten „Islamischen Staates“ als territorialer Einheit nahm auch die Strahlkraft der dschiha­distischen Szene ab.

Heute treten verstärkt Gruppen auf, die sich ideologisch, optisch und taktisch von der salafistischen Szene abheben. Die Hizb ut-Tahrir mit ihren Vorfeldorganisationen Realität Islam und Generation Islam sowie die Furkan-Bewegung, um die in Hamburg wichtigsten Organisatio­nen zu nennen, sind straffer organisiert, sind weniger leicht an ihrem Äußeren zu erkennen und greifen mit ihrer häufig geschickten Propaganda tatsächlich bestehende Missstände wie die Diskrimi­nierung von Muslim*innen oder rechtsterroristische Anschläge auf.

Die Botschaften dieser Organisationen sind so formuliert, dass viele Muslim*in­nen sich zumindest auf den ersten Blick angesprochen fühlen. Zu direkter Gewalt wird nicht aufgerufen, bei tieferer Beschäftigung mit der Materie wird aber deutlich, dass die Vertiefung von Gräben in der Gesellschaft und lang­fristig die Etablierung eines weltumspannenden Kalifats das Ziel dieser Gruppen ist.

Legato steht für Beratungsgespräche zum Umgang mit den hier beschriebenen Phänomenen zur Verfügung – sowohl für Institutionen, als auch für Familien und Einzelpersonen.

KONTAKT
Legato – Fach- und Beratungsstelle
für religiös begründete Radikalisierung
040/38 90 29 52 ·
www.legato-hamburg.de

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