Diskriminierende Äußerungen im Alltag treffen uns meist unvorbereitet. Wie können wir darauf reagieren?
Autor: Gregor Schulz
Am Arbeitsplatz, in der U-Bahn oder auf einem Familienfest – überall können wir mit Aussagen konfrontiert werden, die den Werten der Menschenwürde und Gleichheit widersprechen. Wieso fühlen wir uns häufig ohnmächtig, darauf angemessen zu reagieren?
Meistens unvorbereitet suchen wir womöglich nach dem einen Satz oder Argument, mit dem unser Gegenüber von unserer Haltung überzeugt wird und einlenkt. Intuitiv spüren wir aber, dass wir dies nicht erreichen werden. Wir sagen dann gar nichts und machen uns lange Vorwürfe darüber. Oder wir entgegnen emotional und bevormundend und befinden uns schnell in einer hitzigen, unbefriedigenden Auseinandersetzung.
Um für ein zivilcouragiertes Eingreifen handlungsfähig zu werden, hilft es, sich ein realistisches Ziel bzw. die richtige Zielperson vorzunehmen. Möchten wir in der konkreten Situation vom Gegenteil überzeugen, können wir letztlich nur scheitern – oder haben Sie jemals eine Haltung aufgrund eines Satzes spontan verändert? Das demotiviert für ein Eingreifen – auch für künftige Situation, denn „es bringt ja sowieso nichts“.
Ein Erfolg kann es aber schon sein, zumindest die Gegenmeinung auszudrücken und diskriminierende Äußerungen nicht kommentarlos stehen zu lassen. Dies stärkt zudem
anwesende betroffene Personen oder Umstehende.
Um die Chance einer nachhaltigen Wirkung zu erhöhen, sollte eine konstruktive Gesprächsebene hergestellt werden. Die Voraussetzung dafür ist, dass beim Gegenüber keine verfestigte diskriminierende Ideologie vorhanden ist und eine belehrende und überhebliche Haltung vermieden wird. Hilfreich ist es, die hinter den diskriminierenden Aussagen stehenden Sorgen und Ängste mit einzubeziehen und durch Fragen auf die sachlichen Themen zu fokussieren. So können Verteidigungs- und Angriffsreaktionen beim Gegenüber vermieden werden.
Diskriminierungen dürfen aber niemals relativiert werden. Sollte sich keine differenziertere und sachlichere Argumentation entwickeln, kann das Gespräch immer noch abgebrochen werden. Auch das kann ein starkes Zeichen sein.
Diskriminierung ist Gewalt und muss uns zum Handeln auffordern. Entscheidend ist nicht so sehr, wie wir reagieren, sondern dass wir überhaupt reagieren. Gelingt es uns nicht direkt, kann es oft auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Und wenn unsere Intervention nicht perfekt verläuft – sie wirkt meist nach.
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