Die Arbeit im Homeoffice führte Brakula-Mitarbeiter Konstantin Ulmer zu einer wichtigen Erkenntnis: Sein Job ist systemrelevant.
Autor: Konstantin Ulmer
Einer meiner weltweiten Lieblingsorte ist der Schreibtisch in meinem Arbeitszimmer. Das Bett ist ebenso nah wie die Espressomaschine, berufliche Kontakte ebenso nah wie private und wenn ich mich umdrehe, schaue ich auf rund 2000 Bücher. Ich kann hier um 5 Uhr sitzen, um 23 Uhr, einfach immer, wenn ich Lust hab. One might say: My Homeoffice is my Castle.
Seit Covid-19 bzw. die Kulturbehörde alle Kultureinrichtungen in Hamburg geschlossen hat, ist auch ein Teil meines Brakula-Schreibtischs zur Freiberuflichkeit ins Hammer Homeoffice gezogen. Das klingt erstmal charmant. Die Teamsitzungen über Skype sind überraschend effektiv. Projektskizzen und -anträge lassen sich auch zuhause entwickeln. Und die Schließung zwingt uns, über neue Formate nachzudenken. Wir streamen zum Beispiel Lesungen mit Henning Venske und sammeln über betterplace.org Spenden für unser Haus und unsere Stammkünstler*innen, die von den Veranstaltungsausfällen betroffen sind.
Aber die Sache mit dem Homeoffice hat auch – mindestens – zwei Haken. Der erste ist privat: Meine Kinder sind sechs und drei Jahre alt. Und auch jetzt gerade ist mein Arbeitszimmer zwischendurch immer wieder einmal Ersatzkita.
Der zweite Haken ist abstrakter: Stadtteilkultur und Homeoffice vertragen sich nur bedingt. Ein digitales Ersatzangebot schafft keine Begegnung. Oder höchstens: eine völlig andere. Es ist nicht an einen Ort gebunden, oft auch nicht an eine bestimmte Zeit. Es fehlt die Aura der Bühne. Und: Es erreicht zwar andere Menschen, aber viele – darunter viele unserer Stammgäste – eben auch nicht.
Die Kehrseite der Kehrseite ist: Genau das zeigt mir, dass ich einen wichtigen Job mache. Ich würde sogar sagen: einen systemrelevanten. Stadtteilkulturzentren sind das Herz ihrer Quartiere. Oder der Kopf. Also nicht nur etwas, bei dem es nett ist, wenn es um die Ecke ist, sondern etwas, ohne das man nicht gut leben kann.
Deswegen freue ich mich schon darauf, mit dem Brakula-Teil meines Homeoffice beizeiten wieder nach Bramfeld zu ziehen. Auch der Brakula ist einer meiner Lieblingsorte. Und ich weiß, dass das nicht nur für mich gilt.