Das Stadtteilhaus Horn steckte in seiner Aufbauphase, als der Corona-Lockdown kam. Stadtteilhaus-Leiter Alexander Wilke fragt sich nun, ob nach der Wiedereröffnung noch der gemeinsame Drive da ist, den das Haus zuvor mühevoll entwickelt hat.
Autor: Alexander Wilke
Es sind anstrengende Zeiten für uns Wohlbehütete und Ideologen der Gemeinschaft. Der Lockdown beleuchtet erbarmungslos jedes Problem, das im vollen Betrieb höchstens für ein Ruckeln sorgt, in Krisenzeiten aber über die eigene Existenz entscheiden kann. Wir haben etwa den Aufbau einer professionellen Privatspendenakquise immer an das Ende unserer Aufbauphase geschoben, immer war etwas wichtiger oder dringender; kein großes Problem, es kamen ja Spenden. Jetzt fehlen uns diese Hilfen von Förderern und Freunden und jeder Spendenaufruf läuft ins Leere. Wir werden uns jetzt an unserer Anpassungsfähigkeit messen lassen müssen.
Das Stadtteilhaus in Horn gewinnt seine Stärke aus der Gemeinschaft. Einerseits beschließen und planen wir Kulturprogramme, Konzepte und alle Hausangelegenheiten in verschiedenen Arbeitskreisen. Andererseits brauchen wir das Publikum für unsere eigene inhaltliche und finanzielle Rechtfertigung.
Damit gehören wir in dieser Zeit der Vereinzelung zu den Schwachen. Ein furchtbarer Gedanke, unsere Aufgabe war doch immer auch die Stadtteilfürsorge, das Einstehen für Randgruppen, der Mut zu Konzepten, die scheitern dürfen, das „Laut-Und-Schrabbelig-Sein“.
War es das jetzt? Steht unsere Gemeinschaft auf dem Spiel?
Der schlimmste Gedankengang der letzten Monate ist folgender: War es das jetzt? Gesundheitskrise bringt Finanzkrise bringt Kulturkrise bringt Lebenskrise? Haben wir nach unserer Wiedereröffnung noch den gemeinsamen Drive, den wir uns über vier Jahre mit enormen Anstrengungen aufgebaut haben? Steht unsere Gemeinschaft auf dem Spiel?
Wir sind Ideologen und unsere Ideologie ist die Gemeinschaft, daraus schöpfe ich meine Kraft. Letztendlich haben wir alle Krisen bereits überstanden, haben uns angepasst, haben uns weiterentwickelt und nur unser Engagement ist gleichgeblieben. Und unser Wiedersehen wird herzlich und wild und laut und froh – auch mit dem nötigen Abstand.