Aufgrund der Corona-Hygieneregeln wird das Fluctoplasma-Festival im Oktober zugleich live vor Ort und digital im Internet stattfinden. Die Veranstalter*innen müssen nun Kamerateams und Webdesigner*innen finden. Das Team ist von drei auf 50 Personen angewachsen, berichtet Dan Thy Nguyen vom Studio Marshmellow.
AUTOR: DAN THY NGUYEN
Nach dem Schock der ersten Monate scheint es, dass wir in der neuen Normalität angekommen sind. Es scheint, dass die Corona-Pandemie uns alle begleiten und so bald nicht mehr weggehen wird – ob wir wollen oder nicht. Das bedeutet für uns, die wir im Bereich Soziales, Kunst und Kultur arbeiten, dass wir kaum noch etwas so organisieren können, wie wir es jahrzehntelang gewohnt waren.
Was heißt das konkret? Ich glaube, dass die Pandemie eine Zäsur darstellt sowohl für die Kunst als auch für die Institutionen, die aus der sozialen Bewegung entstanden sind. Denn wie wollen wir für und mit der Gemeinschaft Kunst kreieren, wenn wir uns physisch – zum Schutz der Gesellschaft – distanzieren müssen? Was bedeutet es für das Soziale, wenn das Fundament des Sozialen, nämlich die persönliche Begegnung, nur eingeschränkt möglich ist?
Was bedeutet das für unsere jetzige Arbeit? Für das „Fluctoplasma“-Festival bedeutet es, unser gesamtes Festival einerseits normal stattfinden zu lassen. Gleichzeitig müssen wir eine zusätzliche Struktur für den digitalen Konsum schaffen, da wir aufgrund der Hygieneregeln nur noch einen Bruchteil der Menschen als Publikum in die Räume lassen dürfen.
70 Projekte müssen also von professionellen Filmteams und Designer*innen begleitet werden. Das bedeutet: Neun Kamerateams müssen eingestellt werden, ein weiteres Team ist für die Onlinemachung der Ausstellungen zuständig und der Aufbau einer digitalen Infrastruktur für die Daten muss organisiert werden. Angeboten werden für das Publikum dann Onlinerundgänge, Podcasts und Livestreams.
Dies alles ist natürlich eine zusätzliche Belastung, die an allen Kräften zehrt. Wir sind von anfänglich drei Personen zu einem Team von 50 angewachsen, um dies bewerkstelligen zu können. Gleichzeitig ist die Größe des Teams eine weitere Gefahrenquelle für die Verbreitung der Pandemie, welche wir beachten müssen und damit, unter Pandemiegesichtspunkten, eigentlich ambivalent.
Diese Umstrukturierung des Festivals konnte natürlich nur durch eine Zusatzfinanzierung durch die Kulturbehörde geschehen. Wir hatten sehr viel Unterstützung von der Behörde und aus der Politik. Dafür sind wir sehr dankbar.
Im Eidelstedter Bürgerhaus stehen wir vor ähnlichen Problemen. Konnten wir vor einiger Zeit noch 200 Personen in einem Saal sitzen lassen, sind es in Corona-Zeiten nur noch knapp zehn. Das hat natürlich auch mit dem Umzug in ein Übergangsquartier zu tun.
Im Bürgerhaus stellen wir uns mittelfristig auf eine neue inhaltliche Umgestaltung unseres Programms ein, nämlich Site-Specific Kultur u.a. im öffentlichen Raum, digitale Formate und Ähnliches. Es ist und bleibt spannend.