Auf dem „Geschichts- und Kulturpfad Othmarschen“ werden Informationen über QR-Codes vermittelt. Das Format ist aufwändig – aber der Aufwand lohnt sich.
Autorin: ANKE REES
Der „Geschichts- und Kulturpfad Othmarschen“ zeichnet die Entwicklung des Stadtteils in seinen kulturellen, wirtschaftlichen und bauhistorischen Facetten nach. Die Tour beginnt am S-Bahnhof Othmarschen, führt über den Jenischpark zur Elbe, von dort zum alten Dorfkern und endet am Friesenweg.
An 15 Stationen wurden Tafeln aufgestellt, auf denen auch QR-Codes zu finden sind. Über sie können mit dem Smartphone weiterführende Informationen aufgerufen werden, darunter 128 Bilder. Auf diese Weise erfährt man beispielsweise ebenso etwas zum Jenischhaus und der Orchideenbegeisterung des Bauherrn wie zur aktuellen Diskussion zum kolonialen Hintergrund der Walderseestraße.
Über drei Jahre hat die Fertigstellung des Pfads, für den das Stadtteilarchiv Ottensen verantwortlich zeichnet und der vom Bezirk Altona gefördert wurde, bis zur Eröffnung 2019 gedauert – die Konzeption, die Projektplanung, die Quellenrecherchen, das Schreiben der Texte, das Abklären der Bildrechte, das Fertigstellen der Webseiten, die Korrekturdurchläufe, die Herstellung der Tafeln und die Aufstellung der Schilder. Die Aufzählung macht deutlich, dass ein solches Projekt nicht kurzfristig umsetzbar ist. Man braucht viel Geld und über einen langen Zeitraum zahlreiche Mitarbeitende. Den Geschichtswerkstätten, die chronisch unterfinanziert arbeiten, ist ein so weitreichendes Projektmanagement kaum zuzumuten.
Dennoch an dieser Stelle ein Plädoyer für solche Projekte: Wissensvermittlung, die Brücken zwischen Orten und virtuellen Räumen baut, ist bei guter Planung und Nutzung eine Bereicherung für die Stadtteile. Dies gilt vor allem, wenn sie als Dreiklang umgesetzt wird: geführte Rundgänge als gemeinsames Erlebnis, Tafeltouren als individuelle Erschließungsmöglichkeit und Publikationen als barrierefreier Zugang für immobile oder technikferne Bürger*innen.
Eine inhaltlich reichhaltige Tafeltour, die sich über das Handy erschließt, ist die große Ausstellung für die Hosentasche. Sie sollte – wie jede Ausstellung – lebendig gestaltet sein und bestenfalls zum Mitgestalten einladen. Dieses Potential kann mit dauerhaft geplanten Ressourcen und langfristigem Budget ausgeschöpft werden. Dann können die Inhalte aktualisiert und mit Veranstaltungshinweisen ergänzt werden. Sind solche Aspekte mitgedacht und finanziert, werden Touren mit interaktiven Stationen nachhaltig und – nicht nur in Corona-Zeiten – als Outdoor-Wissensvermittlung wertvoll.