Monetarisierung: Online, aber nicht gratis

Die Zukunft wird uns hybride Formate zwischen „ON“ und „OFF“ abverlangen. Zeit, darüber nachzudenken, wie sich mit digitalen Formaten Einnahmen generieren lassen.

Autor: FRIEDEMANN BOLTES

Foto: Micheile Henderson, Unsplash.com

Mit den Lockdowns hat sich auch das Onlineangebot vervielfältigt. Es überwiegen die kostenlosen Angebote der unterschiedlichsten Arten und Qualitäten, technisch wie künstlerisch. Bevor man die eigenen Projekte hier einreiht, tut man gut daran, sich eine Reihe von Fragen zu stellen: Ist das, was wir machen, überhaupt geeignet für den Stream? Warum sollte sich das jemand anschauen? Und schließlich: Wer soll das bezahlen?

Dass in der derzeitigen Situation viele der Akteure zu extremen Zugeständnissen bereit sind, um Projekte ins Digitale zu bringen, ist lobenswert und auch verständlich, will man doch sicht- und hörbar bleiben. Aber das darf kein Dauerzustand sein, wenn wir die Kulturszene erhalten wollen.

Ist man sich über all das im Klaren, stellt man sich vielleicht die Frage, ob es nicht wesentlich zukunftsweisender und nachhaltiger sein könnte, auch digitale Formate auf mögliche Monetarisierung hin zu untersuchen. Das Sasel-Haus hat sich auf den Weg gemacht und steckt noch mitten in der Umsetzung. Denn der Markt der Anbieter, die hier als Mittler zwischen Kunden und Veranstaltern fungieren, ist extrem vielfältig bis unüber­sichtlich.

Bevor man in die Praxis einsteigt daher die dringende ­Empfehlung: Zuerst sollte eine Definition gefunden sein, welche Formate man für welche Zielgruppe „monetarisieren“ will und was davon ausgenommen bleibt. Grundsätzlich bieten sich dann vier verschiedene Finanzierungsarten an: Abonnement, Pay-Per-View, Spende und Crowd-raising. Jedes Modell hat seine Vor- und Nachteile, die darzustellen den Rahmen eines Artikels sprengt.

Eine wichtige Entscheidungshilfe kann die Frage sein, wie man Akzeptanz angesichts der Vielfalt von kostenfreien Angeboten schaffen will. Und die wird immer entweder über Qualität auf allen Ebenen oder persönliche Verbindung der Nutzer*innen zum Angebot entstehen. Hier haben wir als stark lokal verortete Kulturorte einen enormen Vorteil, denn unsere Nutzer*innen haben bereits eine emotionale Verbindung zu uns.

Und auch die öffentliche Wahrnehmung für die Bedeutung von Kunst und Kultur ist zurzeit extrem gesteigert. Bleibt zu hoffen, dass diese Sensibilität erhalten bleibt und sich auch ­ummünzen lässt. Die Zukunft wird uns sehr sicher hybride ­Formate zwischen „ON“ und „OFF“ abverlangen, sodass uns die Eingangsfragen dauerhaft begleiten werden.

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Friedemann Boltes · Sasel-Haus
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Friedemann Boltes
Friedemann Boltes

ist künstlerischer Geschäfts­führer im Sasel-Haus und hat sich auf die Suche nach Monetarisierungsmöglichkeiten für digitale Formate gemacht.

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