Online-Proben und -Auftritte haben grundsätzliche technische Probleme wie zum Beispiel die Verzerrung und Verzögerung von Klang. Das Projekt digital-stage.org arbeitet daran, diese Probleme zu beheben.
Autor: ANDREAS VOGLER
Wegen COVID-19 können viele Ensembles weder proben noch auftreten und versuchen deshalb, ins Internet auszuweichen. Dort stoßen sie aber auf die technischen Grenzen der gängigen Videokonferenzsysteme, die den Klang verzerren, nur zwei bis drei Stimmen gleichzeitig zulassen und die Ton- und Bildübertragung (Latenz) zu stark verzögern. Brauchbare kommerzielle Alternativen sind oft teuer, kompliziert, bieten nur einzelne Komponenten oder benötigen spezielle Infrastruktur.
Hier setzt das gemeinnützige Projekt „Die Digitale Bühne – digital-stage.org“ an und entwickelt eine für das Kulturleben optimierte Open Source-Lösung, über die je nach Version zehn bis dreißig Personen online zusammenkommen können, um gemeinsam zu proben oder vor Publikum aufzutreten.
Die Version digital-stage-web kann über einen Internetbrowser mit haushaltsüblichen Endgeräten genutzt werden. Die Webversion weist zwar mit bis zu 100 Millisekunden eine deutlich längere Latenz auf als in der Realwelt eine 15 Meter breite Bühne (circa 45 Millisekunden), aber unter diesen Bedingungen sind zumindest Schauspiel- und Tanzproben möglich, musikalische Proben – wie zum Beispiel Chorproben – jedoch nur mit Abstrichen.
Dafür geeignet ist die Version digital-stage-pc mit nur bis zu 50 Millisekunden Latenz, die auf dem Computer installiert wird. Die Top-Variante ist digital-stage-box, die auf der Technologie des Projekt-Partners ORLANDOviols basiert und bei der es sich um einen separaten, vorinstallierten Mini-Computer handelt. Die Inbetriebnahme der kostenpflichtigen Box erfordert etwas technisches Know-how.
Die Nutzung der anderen Versionen soll für Mitglieder künstlerischer Verbände und für Projektpartner von Die Digitale Bühne – digital-stage.org – wie z. B. STADTKULTUR HAMBURG – in Zukunft möglichst kostenfrei sein.
Die Digitale Bühne – digital-stage.org ist eine Initiative des Instituts für Künstlerische Forschung Berlin in Trägerschaft des Deutschen Zentrums des Internationalen Theaterinstituts. Sie ist aus dem Hackathon #WirVsVirus der Bundesregierung hervorgegangen und wird von einer Community aus engagierten Freiwilligen, Bildungseinrichtungen und Kulturorganisationen vorangetrieben. Über ihren Fortschritt informiert die Initiative monatlich in ihrem Newsletter: digital-stage.org/newsletter.
Andreas Vogler ist Mitglied im PR-Team von digital-stage.org.
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