Smarte Rassisten

Rechtsextreme nutzen das Internet als Radikalisierungsplattform. Dabei geben sie sich nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen: Sie benutzen Szene-Codes und machen sich die Algorithmen der sozialen Netzwerke zunutze.

Autor: CORNELIUS GESING

Hipster-Nazis, Populist*innen und die Neue Rechte sind Teil unserer modernen Gesellschaft und posten auf Instagram, Facebook und Co. genauso Urlaubsbilder, wie wir auch. Freundlich lächelnd nutzen sie jedoch das Netz als Radikalisierungs-Plattform. Daher benötigen wir eine zeitgemäße Forschung und Methodenkompetenz, um populistische Manipulationen erkennen und entlarven zu können. Neben Wahlergebnissen und Demonstrationen sollten wir also auch aktuelle Trends, eine Kulturgeschichte der Dinge, Designstrategien und Digitalität betrachten, um die Wirkung der Neuen Rechten zu verstehen.

Gerade in der digitalen Welt wird Rechtsextremismus noch radikaler und vor allem strategisch kommuniziert: Es gibt fest abgesprochene Symbole, Hashtags, Emojis, Bild- und Textsprachen, Posting-Pläne und sogar Workshops innerhalb der rechten Szene, um zu erlernen, wie man sich richtig im Netz positioniert und effizient rechtes Gedankengut ver­breitet, ohne gesperrt zu werden.

Generell wird versucht, zu möglichst vielen gesellschaftlichen Themen Stellung zu nehmen und sich von alt-faschis­tischen Kaderinszenierungen zu trennen. So ist es nicht über­raschend, dass rechtsextreme Seiten Bilder von Black Lives Matter- und Fridays for Future-Demonstrationen posten.

Mit dem Gebrauch einer scheinbar diversen Oberfläche ist die Hoffnung verbunden, rechte Ideologien langfristig zu ver­ankern. Erst wenn man den Text zum Bild liest, erkennt man, dass dort zum Beispiel nicht #blacklivesmatter steht, sondern #whitelivesmatter – mit dem Ziel, eine rassistische Welt­anschauung zu vermitteln.

Auch greift die rechtsextreme Szene auf Memes, Influcer*­innen und Clickbaiting zurück. Dies sind Strategien, die besonders gut mit den Algorithmen der sozialen Netzwerke korres­pondieren und dadurch von der Plattform an eine breite Masse ausgespielt werden.

Cornelius Gesing
Cornelius Gesing

ist Moderator und Redakteur für Jugendkultur, politische Bildung und digitale Kommunikation.

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