Liebe Kulturinteressierte,
Als sich Mitte November bei ausgesprochen ungemütlichem Wetter der Saal im Bürgerhaus Wilhelmsburg mit den gut 100 Teilnehmenden des 23. Ratschlag Stadtteilkultur füllte, fühlte sich das einmal mehr an wie ein großes Familientreffen – ohne die nervige Tante mit den extremen Sprüchen. Die Freude war auf allen Seiten groß, Menschen wiederzutreffen oder neu kennenzulernen, die sich wie man selbst für die kulturelle Teilhabe und die demokratische, offene Gesellschaft einsetzen und die daran interessiert sind, gemeinsam Lösungen für drängende Probleme zu finden.
Jede Zusammenkunft der Kolleg*innen der Stadtteilkultur vor Ort gerät nach den Kontaktverboten der Coronazeit zu einem kleinen Fest. Der Wert des Zusammenkommens wird gerade in der Krise besonders deutlich und es zeigt sich, dass ein Teil der Superkraft der Stadtteilkultur in ihrem Zusammenhalt liegt. Den Erfahrungen der eigenen Verletzlichkeit, wie es Kultursenator Carsten Brosda ausdrückt, begegnet man am besten gemeinsam und solidarisch.
Für Resilienz, also die Fähigkeit, Krisen und schwierige Situationen ohne dauerhafte Beeinträchtigungen zu überstehen, braucht man Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit. Und wenn man Krisen als radikalisierte Unsicherheit der Zukunft begreift, wie es Lisa Suckert beim Ratschlag vorschlug, dann kann der Weg aus der Krise darin bestehen, gemeinsam in Gespräch und Auseinandersetzung neue Vorstellungen der Zukunft zu entwickeln.
Dafür bietet die Stadtteilkultur nicht nur die Räume, sondern dies entspricht ihrer täglichen Praxis. Die Verbindung des Spielerischen der Kunst, verbunden mit der intensiven Auseinandersetzung, dem Ringen um gemeinsame Vorstellungen, kann eine Perspektive bieten, wie wir Krisen heute und in Zukunft bewältigen und die radikale Unsicherheit überwinden. Die Stadtteilkultur kann dabei als Ort, Katalysator und Modell zugleich eine wichtige Rolle einnehmen.
Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht Ihnen
Corinne Eichner, Geschäftsführerin