Wasser Kunst – Schwimmende Skulpturen und Fantasiewelten

Das KIKU Kinderkulturhaus in Lohbrügge schickte Kinder und Jugendliche im Herbst 2022 auf eine kreative Reise, auf der fantastische Wasserwesen und -welten entstanden. Nach eigenen Entwürfen erschufen sie bis zu vier Meter große, schwimmende Skulpturen, die auf dem Schlossteich und vor dem neuen KörberHaus in Bergedorf zu bewundern waren. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem international agierenden Künstler Christoph Faulhaber. Mit seinem Projekt „Wasser Kunst“ gewinnt das KIKU den Hamburger Stadtteilkulturpreis 2023.

Autorin: Ortrud Schwirz

Ausstellung auf dem Bergedorfer Schlossteich, Foto: KIKU Kinderkulturhaus, Christoph Faulhaber

Kunst im öffentlichen Raum

Gemeinsam entwickelten Akteur*innen des KIKU und der Künstler Christoph Faulhaber die Leitgedanken von „Wasser Kunst“: Geplant war die Umsetzung eines kommunalen künstlerischen Großprojektes an prominenten Orten des Bezirks Bergedorf. Die Kinder sollten zu sichtbaren, künstlerischen Akteur*innen im Stadtraum werden und den öffentlichen Raum mit bildender Kunst beleben und gestalten.

Inhaltlich sollte es u.a. um eine künstlerische Reflexion der Beziehung des Menschen zum Wasser gehen und damit auch um die Gestaltwerdung von Fantasien, die sich um „Wasserwelten“ ranken. Im Lernprozess stand die Verbindung künstlerischer, physikalischer und handwerklicher Fragestellungen im Mittelpunkt – die Arbeit mit Holzplanken, Pappmaschee, Stoffen und Schwimmkörpern.

Bau der Wesen bei Projekt „Wasser Kunst“, Foto: KIKU Kinderkulturhaus, Christoph Faulhaber

Ein partizipatives Kunstprojekt

Das Kunstprojekt stand allen Kindern Hamburgs offen. Gezielt warb das KIKU im Quartier, in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und in allen Schulen. Die erstaunliche Bilanz: Rund 200 Kinder und Jugendliche bauten aktiv mit – von vierjährigen Kindern aus dem Vorleseclub des KIKU bis zu Oberstufenschüler*innen aus dem Kunstprofil des Gymnasiums Aller­möhe. Je nach Interessen und Fähigkeiten wurden sie in ­Baugruppen eingeteilt, deren Anleitung freie Künstler*innen und Studierende unter der künstlerischen Gesamtleitung von Christoph Faulhaber übernahmen.

Visionen von Wasserwesen

Alles begann mit einer Traumreise. Die Kinder haben sich in mythische Wasserwelten hineingefühlt, ihre eigenen Fabel­wesen imaginiert und im Anschluss auf Papier entworfen. Diese zweidimensionalen Entwürfe waren die Grundlage für die Gestaltung der großen Skulpturen. Die Ideen der Kinder, ihre eigene Umsetzung, stand von Anfang an im Vordergrund. Nach Einrichtung der Baustellen startete die Bauphase am 5. September rund um das KIKU und im benachbarten Leuschnerpark. Mehr als vier Wochen tüftelten, hämmerten, sägten, schraubten, leimten, malerten und kleisterten die verschiedenen Bautrupps kräftig an ihren bis zu vier Meter großen Wasserskulpturen.

Was als Idee im Kopf entstand und dann als Skizze zu Papier gebracht wurde, stand am Ende überlebensgroß vor ihnen. Als der „Discohai“, „Aquasaurus“, „Elmo und Paula“ und alle weiteren Skulpturen am 5. Oktober feierlich auf dem Bergedorfer Schlossteich zu Wasser gelassen wurden, hatten sämtliche Skulp­turen zahlreiche Wassertauglichkeitstests, etliche Schwimmprüfungen sowie eine abenteuerliche Reise zu ihrem Bestimmungsort bereits hinter sich. Die Skulpturen wurden nämlich von den Erbauer*innen im Rahmen einer großen Prozession über den Wochenmarkt durch die Bergedorfer Fußgängerzone zum Schlossteich getragen.

Schwimmtest der Skulpturen, Foto: KIKU Kinderkulturhaus, Christoph Faulhaber

Gemeinsam sind wir stark

Ohne die Einbettung in ein Netzwerk ganz verschieden gearteter Einrichtungen und Akteur*innen aus Quartier und Bezirk wäre es dem kleinen KIKU gar nicht möglich, ein so großes, komplexes Skulpturenprojekt im öffentlichen Raum, noch dazu auf dem Wasser, umzusetzen. Die direkte Hausnachbarin, die Freiwillige Feuerwehr, hat mit ihrer Jugendabteilung u.a. bei der Befüllung des Pools mit 18.000 Liter Wasser und mit Mobiliar in der Outdoor-Bauphase im Park geholfen.

Andere Einrichtungen haben Zelte und Planen ausgeliehen. Das THW unterstützte das KIKU mit der Spannung der Drahtseile, an denen die Objekte im Wasser befestigt wurden. Die DLRG und der Bootsverleih Paddelmeier lieferten Boote und Rettungswesten. Und last, but not least: Schloss und Museum boten großartige Unterstützung mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten und technischer Infrastruktur zu unglaublich guten Konditionen. Es war eine ermutigende Erfahrung, wie freundlich, hilfsbereit und engagiert Verbände, Institutionen, Bildungseinrichtungen und Verwaltung auf die Bitte des KIKU um Unterstützung reagierten.

Vernissage auf dem Schlossteich, Foto: KIKU Kinderkulturhaus, Christoph Faulhaber

Glückliche Gesichter

Zur Ausstellungseröffnung in Schloss und Park waren rund 400 interessierte Gäste anwesend. Highlight war der Nachmittag, an dem ein reger Bootsverkehr einsetzte. Viele Baumeister*in­nen präsentierten ihre Kunst direkt auf den Objekten: Stolze Steuerfrauen und Steuermänner auf großer Fahrt. Die Ausstellungszeit betrug drei Monate: Bis Anfang November waren die schwimmenden Skulpturen auf dem Schlossteich zu bestaunen. Anschließend „wanderten“ sie auf das Gewässer vor dem neuen KörberHaus, wo die Wasserwesen sogar nachts in buntem Lichterglanz erstrahlten. Viel Prominenz, unzählige auswärtige Besucher*innen und vermutlich (fast) alle Bergedorfer*innen haben die Skulpturen bewundert.

Von Anfang an war es berührend zu sehen, wie erfreut die Menschen auf die farbenfrohen und fantastischen Wasserwesen reagierten. In Dialogen mit Besucher*innen tauften die Kinder ihre Objekte mit Namen, es wurde gefragt, fotografiert und gestaunt.

So viele offene Menschen, so viele glückliche Gesichter waren selten in Bergedorf auf den Straßen zu sehen: bei der Beobachtung der bauenden Kinder im Park, beim Studieren der Erklärpläne am Brückengeländer des Ausstellungsortes und beim Betrachten der Figuren auf dem Wasser.

KONTAKT
KIKU – Kinderkulturhaus Lohbrügge
Lohbrügger Markt 5 · 21031 Hamburg
040/73 92 80 95 · · www.kiku-hh.de

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