Mit dem 8 Millionen Euro umfassenden Veranstaltungs- und Förderprogramm Kultursommer Hamburg 2021 förderte die Behörde für Kultur und Medien im Juli und August 2021 das Comeback der Livekultur und unterstützte Hamburger Kulturschaffende beim Neustart ihrer vielfältigen Aktivitäten nach den Corona-bedingten Lockdowns. STADTKULTUR HAMBURG übernahm in diesem Rahmen die administrative Abwicklung des Förderprogramms. Ein Rückblick in Zahlen.
Autorinnen: Johanna Knott-Hartenfels und Katharina Schibilski
Es war ein beeindruckend vielfältiges Kulturprogramm, das die 113 Projektträger*innen innerhalb kürzester Zeit auf die Bühnen und Plätze, Straßen und Ladenlokale, Parks und Wasserwege der gesamten Stadt brachten: Rund 5.700 Künstler*innen – vornehmlich aus Hamburg – begeisterten in 1.800 verschiedenen Auftritten an rund 200 Veranstaltungsorten in allen sieben Bezirken im Juli und August 2021 ein sich nach Kunst und Kultur sehnendes Publikum. Wer wollte, konnte an einem einzigen Tag vom Kindertheater über Off-Art-Ausstellungen, fluiden Festivalformaten oder Freiluftkino bis zum klassischen Konzert unter freiem Himmel die ganze Bandbreite und ungeheure Vitalität der Kulturszene Hamburgs erleben.
Die große Vielfalt der Hamburger Kultur
Am Kultursommer beteiligten sich neben der Hamburger Stadtteilkultur auch die Kino- und Filmbranche, die Kunst- und Literaturszene, öffentliche Museen, professionelle Theater und freie Performer*innen als auch die Musik-, Event- und Clubkultur. Die Verschiedenheit der Branchen und deren Ausrichtungen in Einzelpersonen, nicht-kommerziellen Veranstaltungsorten, Freie Szene, kirchlichen oder öffentlichen Träger*innen, aber auch Kultur- und Kreativwirtschaftsunternehmen ist der spartenübergreifenden Öffnung des Förderprogramms zu verdanken. Sie ermöglichte es sowohl antragsunerfahrenen Newbies, aber auch Sparten, die häufig durch das Raster klassischer Kulturförderinstrumente fallen, einen Antrag zu stellen.
Die Musik-, Event- und Clubsparte reichte zusammen mit der Stadtteilkultur die meisten Anträge ein – mit einigem Abstand gefolgt von der Theaterbranche. Auffällig ist, dass das verausgabte Fördervolumen im Bereich Musik-, Event- und Clubsparte bei 44 Prozent der gesamten Fördersumme lag und damit gut zwei Millionen Euro höher war als das der Stadtteilkultur, die trotz fast gleicher Antragsanzahl gerade mal 18 Prozent der abgerufenen Fördermittel auf sich vereinigte. Auch die Sparte mit dem zweithöchsten Fördervolumen, die Theaterbranche, verausgabte mehr Fördergelder in weniger Projekten als die Stadtteilkultur. Dies mag durchaus exemplarisch für das Paradox der „Underdog“-Mentalität der Stadtteilkultur sein, die im Widerspruch dazu über die Kompetenz verfügt, mit vergleichsweise geringen finanziellen Mitteln einen qualitativ hohen kulturellen Output zu erzeugen.
Die Herausforderungen
Neben den oftmals kritisierten langwierigen Bewilligungs- und Auszahlungszeiträumen und mühsamen Genehmigungsverfahren für die Bespielung öffentlicher Orte, lag die größte Herausforderung des Förderprogramms in der Kurzfristigkeit und zeitgleichen Umsetzung der Maßnahmen innerhalb eines sehr schmalen Zeitfensters. Der kompakte vierwöchige Projektzeitraum und der damit verbundene knappe Vorlauf für die Projektumsetzung brachte nicht nur die an Kurzfristigkeit und Druck gewöhnte Stadtteilkultur, sondern auch viele etablierte Kulturschaffende und große Einrichtungen an ihre Grenzen. Die Möglichkeit einer frühzeitigen Planung und eines längeren Zeitraums für die Umsetzung, auch um eine gegenseitige Konkurrenzsituation zu vermeiden, war ein mehrheitlich ausgesprochener Wunsch für zukünftige Förderungen.
Ein Kraftakt, der sich gelohnt hat
Auch wenn der zeitliche Druck enorm und der Kultursommer für alle ein riesiger Kraftakt war, so ist das dominierende Feedback der Projektveranstaltenden dennoch positiv: Die niedrigschwellige und spartenübergreifende Ausschreibung ermöglichte einer im Gegensatz zu typischen Kulturförderprogrammen ungewöhnlich großen Bandbreite an Veranstaltenden teilzunehmen. Verfahrensvereinfachungen wie der Verzicht auf einen verpflichtenden Eigenanteil gestützt durch die Festbetragsfinanzierung als gewährte Zuwendungsart und die Freiheit der Beantragung von Fördermitteln ohne Deckelung entsprechend der Einrichtungsgröße, ermutigte sowohl Off-Orte und Einzelpersonen als auch die Big Player der Szene sich zu bewerben.
Veranstaltende konnten trotz stark fluktuierender Zuschauer*innenzahlen nach Corona neuen Mut fassen, um auch ungewohnte Formate zu erproben, die unter rein ökonomischen Aspekten risikoreich gewesen wären. So konnten sie neue Sichtbarkeit für sich und den Stadtteil generieren, neue Kooperationen und Netzwerke aufbauen und neue Veranstaltungsorte im Freien entdecken und bespielen.
Besonderes Augenmerk unter der administrativen Verwaltung des Förderprogramms durch STADTKULTUR HAMBURG und von den Geförderten ebenfalls sehr positiv hervorgehoben wurde die Möglichkeit, faire Honorare an Veranstaltende als auch Kulturschaffende auszahlen zu können.
Fazit
Insgesamt ist der Hamburger Kultursommer 2021 ein großer Erfolg für die Sichtbarkeit der vielfältigen Hamburger Kulturszene und ein wichtiger Impuls für Kulturschaffende der Stadt gewesen. Das Motto „Play out loud“ gilt es für die Stadtteilkultur auch nach Abschluss des Kultursommers hochzuhalten und mit gleichberechtigter Stimme die gesellschaftliche und kulturpolitische Tagesordnung mitzubestimmen.
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