Der Tansania Park in Jenfeld: Postkolonialismus im Stadtteil

Hamburg sucht einen frischen Angang im Umgang mit seiner massiven Kolonialgeschichte. Die Debatte wird zumeist im akademischen oder künstlerischen Kontext geführt. Beides große Hürden, um den Menschen in der Nachbarschaft das Signal zu geben, mitreden oder gar mitgestalten zu können. Mit den Mitteln der Soziokultur wie Beteiligung, Niedrigschwelligkeit, mit agilen Netzwerke und kreativen Methoden gelang es dem Salon International, den Stadtteil Jenfeld in diese wichtige Debatte einzubeziehen – besser noch: dauerhaft daran zu arbeiten.

Autor*in: Steph Klinkenborg

Im Tansania-Park vor den Askari-Reliefs, Foto: Sarah Steidl

Der Stadtplan von Hamburg kennt keinen Tansania Park. Und doch ist er da. Hinter einem hohen Zaun stehen die sogenannten Askari-Reliefs und ein Ehrenmal gebaut von den Nationalsozialisten. Hamburgs koloniale Spuren sind nicht zu übersehen und doch tun wir es Tag für Tag. Doch wie gehen wir mit der Kolonialgeschichte vor der eigenen Haustür um? Gemeinsam mit der Jenfelder Nachbarschaft wollte der Salon International in eine Debatte hineinwachsen, um konkrete ­Entscheidungen über den Umgang mit den Denkmälern und dem Kolonial-Erbe zu treffen.

Im Oktober 2023 lud der Verein Jenfelder*innen und alle Interessierten ein, sich mit der kolonialen Nachbarschaft auseinanderzusetzten, bei Fachleuten aus Hamburg und Tansania zu informieren und Gelerntes bei „Beats, Rhymes and History“ in einen Rap zu gießen. Seit Januar 2024 bietet der Salon die öffentliche „Tansania Park AG“ an. Fachleute stehen der Gruppe zur Seite und denken mit den Teilnehmer*innen weiter. So wird die Kolonialismus-Debatte aus der akademischen Bubble herausgeholt und durch den kontinuierlichen Austausch mit tansanischen Akteur*innen werden die Dimensionen erkennbar, die in der Auseinandersetzung um die Denkmäler stecken.

Über Musik, Theater, Schulworkshops, (Rap-)Führungen, ein Jugendaustauschprojekt mit Dar Es Salaam und die offene Arbeitsgruppe wird die Nachbarschaft an dem Punkt abgeholt, der es ihnen ermöglicht, über Postkolonialismus zu reden und zukünftig den Park und Jenfeld mitzugestalten.

Die Tansania Park AG trifft sich jeden letzten Dienstag im Monat von 18 bis 20 Uhr im Netzwerkspace im Jenfelder Tannenweg. Im Oktober ist dann ein Symposium geplant: „Der Tansania Park – die andere Seite der Geschichte“.

KONTAKT
Salon International e.V.
Steph Klinkenborg ·
Alte Königsstraße 18 · 22767 Hamburg
www.saloninternational.org

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