Editorial zu „Demokratie stärken“

Liebe Kulturinteressierte,

Der gesellschaftliche Zusammenhalt und eine starke und im Zweifel wehrhafte Demokratie sind Grundvoraussetzungen für die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den großen Zukunftsfragen und die Bewältigung der Krisen in Gegenwart und Zukunft. Die Stärkung der Demokratie ist deshalb eines der wichtigsten Themen, mit denen sich die Stadtteilkultur gegenwärtig beschäftigt – nicht zuletzt auch, weil sich einige Einrichtungen selbst mit Angriffen von Feinden der Demokratie auseinandersetzen müssen.

Auch wenn Hamburg bisher den geringsten Anteil rechtsextremer Positionen in der Bürgerschaft aufweist, so wird die Bedrohung der Demokratie durch die Ergebnisse von Europawahl und Bezirkswahlen, die eine wachsende Zustimmung zu extremen und demokratiefeindlichen Einstellungen zeigen, auch in Hamburg deutlich. Wenn wir heute auf den Hamburger Ratschlag Stadtteilkultur von 2019 zurückblicken, der sich bereits mit dem Extremismus beschäftigte, so muss man mit Erschrecken feststellen, dass vieles, vor dem die Expert*innen damals warnten, schneller und stärker eingetreten ist als damals erwartet. Umso wichtiger ist es, sich in möglichst breiten Allianzen gegen diese Entwicklung zu stellen.

Eine geringe Wahlbeteiligung stärkt die Extreme, und dass die Wahlbeteiligung bei der Europawahl in Hamburg stärker angestiegen ist als in allen anderen Bundesländern, hat wahrscheinlich auch mit der starken Kampagne von GoVote zu tun, die sich dafür eingesetzt hat, dass die Menschen wählen gehen. Die Stadtteilkultur war dabei eine sehr wichtige Partnerin. Dieses starke Bündnis von Kultur und Zivilgesellschaft wird auch eine wichtige Kraft vor den beiden großen Wahlen sein, die uns in 2025 bevorstehen: die Bürgerschaftswahl im Frühjahr und die Bundestagswahl im Herbst. Die Stadtteilkultur wird mit der ihr eigenen Fantasie und Kreativität verlässlich die Fahne der Demokratie hochhalten und sich dafür stark machen, dass die Menschen nicht auf scheinbar einfache autoritäre Heilsversprechen hereinfallen, sondern den Wert des Zusammenlebens in einer Gesellschaft der Vielfalt erkennen und ihre Möglichkeiten für Mitgestaltung nutzen.

Eine aufschlussreiche Lektüre wünscht
Corinne Eichner, Geschäftsführerin

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