Ein Kochrezept suchen, einkaufen gehen, nach Rezept kochen und die Gäste bewirten? Oder besser kochen mit dem, was im Kühlschrank ist? Am besten mit den Gästen zusammen? Und jede*r bringt noch etwas mit? Die zweite Version beschreibt ganz pragmatisch anhand der Alltagssituation die Denkhaltung und Arbeitsmethoden, die hinter dem Effectuation-Ansatz stehen, den die Beraterin und Dozentin Dr. Annette Jagla in ihrer Session auf dem Ratschlag erläuterte.
Autorin: Dr. Annette Jagla
Die Grundprinzipien von Effectuation stellen die klassische Logik der Projektentwicklung auf den Kopf: Statt großer Planungsfantasien, die sich am Ende möglicherweise gar nicht umsetzen lassen, beginnt man mit dem, was vorhanden ist: „Wer sind wir, was können wir? Und wen kennen wir bzw. können wir leicht kennenlernen?“ Auf der Basis vorhandener Fähigkeiten, Ressourcen und Netzwerke beantworten wir die Frage, was wir durch unser eigenes Handeln unmittelbar erreichen können.
Und wie steuern wir, wenn unter ungewissen Umständen Erfolg und Wirkung ehrlicherweise gar nicht prognostizierbar sind? Wir nehmen uns die Freiheit, nach jedem Schritt zu entscheiden, ob wir weitergehen wollen. Wenn wir noch nicht genug Ressourcen – Know-how, Energie, Zeit, Geld – in den ersten Schritten angesammelt haben, überlegen wir, wie weit wir noch zu gehen bereit sind. Suchen wir nach weiteren Engagierten, um unsere Ressourcen zu vergrößern? Bauen wir kleine Prototypen? Oder legen wir die Idee auf Eis?
Vielleicht kommt auch der Zufall zu Hilfe: Neues entwickeln führt uns auf unbekanntes Terrain – und Unerwartetes kann die Quelle für Inspiration und neue Ideen sein, die uns wieder einen Schritt weiterbringen. Effectuation regt uns an, den „Überraschungsradar“ einzuschalten, out of the box zu denken und Chancen zu nutzen, die aus Unerwartetem entstehen.
Und last, but not least: Mehr denn je ist Kollaboration notwendig – unterschiedliche Fähigkeiten, Erfahrungen, Wünsche, Ressourcen zusammenzubringen. Die, die mitmachen können und wollen, sind dabei und entscheiden über Perspektiven und Entwicklung mit. Egal, wie groß ein Beitrag ist: ein Gespräch um wichtige Informationen zu bekommen, Menschen, die Zugang zu passenden Ressourcen haben, Menschen, die mitgestalten wollen – manchmal nur für einen nächsten Schritt, manchmal für die gesamte weitere Entwicklung.
Effectuation kombiniert eine offene Haltung gegenüber dem Neuen mit einer großen Toolbox, die uns unter den Bedingungen von Ungewissheit agil und arbeitsfähig macht.
Damit ist es ein geeignetes Werkzeug für die Arbeit in der Stadtteilkultur, um allererste Ideen und Prototypen für Neues zu entwickeln. Und ebenfalls sinnvoll kann sie als Herangehensweise in Prozess- oder Entwicklungsförderung sein, wie die Diskussion in der Session gezeigt hat.
Mehr zur Methode Effectuation lesen? Im KM Magazin Nr. 163, Seite 34ff. beschreibt Dr. Annette Jagla die Methode ausführlich.
Session-Daten auf dem FuturesCamp Stadtteilkultur im BiM:
17.15 Uhr · Raum: Atelier · Host: Dr. Annette Jagla