Ein ganzes Haus für Kinderkultur. Dieser manchmal etwas utopisch erscheinende Wunsch ist in Bergedorf für das LOLA Kulturzentrum in Erfüllung gegangen: Im KIKU spielen Kinder Theater, musizieren, drehen Filme, nehmen Hörspiele auf, schreiben Texte, philosophieren, tanzen, malen, schneidern und lesen.
Autor: Thomas Ricken
Bei vielen der jährlich rund 80 kulturellen und künstlerischen Projekte im KIKU gibt es etwas Besonderes: Kinder mit diagnostiziertem Sprachförderbedarf erarbeiten sich durch Kultur einen besseren Zugang zur deutschen Sprache. Diese additive Sprachförderung gehört zum verpflichtenden Schulunterricht. Betroffen sind zu über 90 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund, die Deutsch als Zweitsprache erlernen. Und die Erfahrung zeigt: Mit Lust und Kreativität lernt es sich besser, schneller und erfolgreicher. Acht Grundschulen kooperieren in diesem Bereich systematisch mit dem KIKU.
Das KIKU hat für diese Arbeit ein umfangreiches Konzept und eine Fortbildungsreihe für Lehrer und Künstler entwickelt. Der Erfolg der Konzeption ist ansteckend: Mit der Beratung des KIKUs hat das Bildungs- und Gemeinschaftszentrum (BGZ) Süderelbe die Sprachförderung mit Kultur adaptiert. Eine Schule, eine Kita und das Kulturhaus Süderelbe setzen das Konzept seit einem knappen Jahr mit Erfolg und Ausstrahlung um.
Neu eingerichtet ist der KIKU-Leseclub, zusammen mit der Stiftung Lesen und der Haus-im-Park-Stiftung. Ehrenamtliche helfen den Kindern beim Umgang mit Büchern und Texten. Darüber hinaus ist das KIKU auch im Freizeitbereich aktiv: 2013 startete die Aktion „Tanz den Stadtteil“ zusammen mit benachbarten Jugendeinrichtungen. Regelmäßig findet im KIKU in den Ferien auch die „BeatObsession“ zusammen mit der Elbphilharmonie statt. In diesem Jahr wird zusätzlich das von Jugendlichen selbst entwickelte Musical „Der König von Lohbrügge“ umgesetzt.
Kein Wunder, dass sich bei so vielen Aktivitäten das KIKU zu einer festen Größe in Bergedorf entwickelt hat – mit Ausstrahlungskraft und Modellfunktion für andere Bezirke. Für seine Arbeit erhielt es u. a. den Hamburger Bildungspreis und den Holger-Cassens-Preis.
Im kommenden Jahr veranstaltet das KIKU am 5. und 6. Februar eine wissenschaftliche Tagung zu den Themen Bildungsgerechtigkeit, Sprachförderung und Kultur.
Kontakt:
KIKU – Kinderkulturhaus des Kulturzentrums LOLA UG (haftungsbeschränkt), Lohbrügger Markt 5, 21031 Hamburg, 040/73 92 80 95, , www.kiku-hh.de