Der Eintrittpreis wird von mir erwürfelt und ich bekomme illuminierte Cowboystiefel an die Füße. Wenig später bin ich Elvis, H.P. Baxxter, Leafcutter John oder die Präsidentin der Vereinigten Staaten und tanze mit einem schmalen Musiker in bunt bemalter Uniform. Eine asiatische Frau mit krausem Haar rappt Adornotexte rückwärts und hinten in einer Vitrine spiegelt sich eine Low Budget Videoinstallation. Ist so schön bunt hier…
Eine kulturpolitische Utopie von Andrea Rothaug, Geschäftsführerin von Rockcity.
Autorin: Andrea Rothaug
Was soll das und wo ich bin? Ich bin in Hamburg auf einer Veranstaltung, die den Boden für die Entstehung und Reproduktion ganz unterschiedlicher Kunst-, Lebens-, Geschäfts- und Organisationsformen bildet. Und was für ein Ort ist das, an dem eine solche Mannigfaltigkeit von Aussehen, Staatsbürgerschaften, Lebensstil, Glaubenskonzepten, Alter, Geschlecht, körperlichen, kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen Besonderheiten, als Vielfalt gewünscht, bejaht und befördert wird? Es ist Hamburg im November 2016 auf der Konferenz für musikalische Zukunftsfragen Operation Ton #10.
Was ist passiert? ES ist passiert: Nach der Wahl 2015 hat sich Hamburg auf Drängen der Vernunft konsequent und solidarisch für die Förderung seiner Künstlerinnen und Künstler entschieden. Hamburg wurde ein Ort, an dem Toleranz, Akzeptanz und Wertschätzung für Individualität, Ausdruck, Energie und Erfindung herrschen: eine flexible, ideologiefreie Zone, eine Ansammlung von Know-how, Stilen, Ideen, Experimenten von hoher Autonomie und Menschen. Die Stadt hat sich entschieden, Diversität bewusst zu gestalten und Vertrauen unter allen Teilnehmern hergestellt und endlich begriffen, dass es die Künstler und ihre Netzwerke sind, die uns den Weg in ein lebenswertes kulturelles Sein weisen. Kulturelle Diversivität und Subkulturen existieren seither in Hamburg nebeneinander und sind vereint durch ihre gemeinsame strategische Ausrichtung.
Hamburg hat begriffen, dass gerade in der Unterschiedlichkeit und Vielfalt seine kulturelle Stärke liegt, und mitnichten in der Förderung des vermeintlich Profitablen. Und genau deshalb hat Hamburg heute eine starke Interessenvertretung für Künstler, Erhaltungsverordnungen für Clubs, laute Musikzonen, dezentrale Ausgehkulturen, eine strategische Musikförderung, bezahlbare urbane Experimentierräume, vielfältigste Auftrittsmöglichkeiten, Stipendien und Residenzen für Musiker, ein elektronisches Staatsorchester, und vieles mehr…
Und seit Hamburg ein Künstlerparlament hat, gilt die Stadt als modernste, friedlichste und offenste Kulturstadt weltweit.
Kontakt: RockCity Hamburg – Zentrum für Popularmusik, Sternstr. 4, 20357 Hamburg, 040/319 60 60, , www.rockcity.de