Editorial zu „Kulturarbeit mit Flüchtlingen“

Liebe Kulturinteressierte,

Corinne_EichnerWenn man dieser Tage Radio hört, Zeitungen liest oder fernsieht, scheint es, als sei die ganze Welt auf den Beinen – die ganze Menschheit in Bewegung. Kriege, Krisen und schlechte Lebensbedingungen in vielen Teilen der Welt führen dazu, dass Menschen sich auf den Weg machen, um für sich und ihre Kinder eine bessere, sicherere Zukunft zu suchen.

In den Medien ist die Rede von einer Flüchtlingswelle, einer Flüchtlingskrise, einem Flüchtlingsdrama gar. Eine Studie von „terre des hommes“ und der Welthungerhilfe entlarvt nun die Flüchtlingsdebatte als Defensivdiskussion, die die positiven Folgen der Migration kaum berücksichtigt. Zumal Migration und Flucht keine vorübergehenden Phänomene sind, sondern unsere Gesellschaft dauerhaft verändern werden.

Zu uns kommen Menschen, die extreme Risiken, große finanzielle Belastungen und unvorstellbare Strapazen auf sich genommen haben, um den dramatischen Verhältnissen in ihrem Heimatland zu entgehen. Diese Menschen tragen ein schweres Schicksal, aber sie wollen etwas Neues aufbauen, wollen mitgestalten und teilhaben an unserer Gesellschaft. Sie bringen Kompetenzen mit und Potenziale, neue Sichtweisen und Perspektiven, die unsere Gesellschaft und unsere Kultur um viele neue Farben und Facetten bereichern.

Unsere Gesellschaft braucht die Zuwanderung. Deshalb brauchen wir Zugänge für die Zugewanderten zu Kultur und Bildung. Wir müssen ihnen Chancen verschaffen, ihre Potentiale einzubringen, müssen sie ermutigen, diese zu nutzen, und gemeinsam mit ihnen unsere Gegenwart und Zukunft gestalten.

Stadtteilkultur erzeugt Begegnung, befördert Austausch und Dialog, verschafft Zugänge und ermutigt. In der Hamburger Stadtteilkultur entstanden und entstehen sehr viele Projekte, die die Menschen mit den Mitteln der Kultur willkommen heißen und helfen, die Bedingungen für eine erfolgreiche Integration der Zuwanderer zu verbessern. Einen kleinen Ausschnitt aus der großen Palette soll Ihnen dieses Heft zeigen.

Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht

Corinne Eichner, Geschäftsführerin

TEILEN MIT: