Die Magie der Handpuppe

Teilhabe ist eine feine Sache: Man veranstalte einen Puppenbaukurs für Kinder und Jugendliche und schon ist sie gegeben, die Teilhabe am Kulturleben. Ganz so einfach ist es für das Hamburger Puppentheater allerdings nicht – erst recht nicht, wenn solche Aktionen außerhalb fester Strukturen stattfinden. Zum Beispiel in Flüchtlingsunterkünften.

Autor: Peter Räcker
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In den Workshops werden Handpuppen selber gebaut, Foto: Peter Räcker

Können sie sofort kommen, die Kinder hier gammeln rum.“ Diesen Hilferuf ereilte das Hamburger Puppentheater Anfang 2015. „Ohne die Erfahrungen, die wir in den vergangenen zehn Jahren gesammelt haben, wäre es danebengegangen“, sagt Peter Räcker vom Hamburger Puppentheater. Den Anstoß zu den Puppenbau- und Puppenspielpraxis-Workshops an Schulen und Kindergärten vor gut zehn Jahren gab die Entscheidung, an Hamburger Schulen das Fach „Darstellendes Spiel/Theater“ wieder einzuführen.

Puppenbau und -spiel kommen in der Lehrerausbildung zu diesem Fach aber nicht vor. Und so lag es nah, dieses nachzuholen: Bevor ein Workshop in einer Klasse durchgeführt wird, absolivieren die Lehrkräfte ein Vorbereitungsseminar bei Wolfgang Buresch und Peter Räcker. Das Prinzip hat sich bewährt: Selbst erlebte Bau- und Spielaktion ist wirkungsvoller als das bloße Reden über sie. Seit 2004 haben so 20.000 kleine und große Kinder aus Kindergärten und Schulen an den Workshops des Theaters mit ihren gut vorbereiteten Lehrern teilgenommen.

Die Workshops des Puppentheaters gerieten auch ins Blickfeld der Leiter der Flüchtlingsunterkünfte Hamburgs. Einzig ein Raum ohne Teppichboden mit Tischen und Stühlen sind die Voraussetzungen für eine Bauaktion. Alles Andere hat das Theaterteam an Bord. So konnten 2015 bereits 800 Flüchtlingskinder an dieser Kulturform teilhaben.

Neben der praktischen Bau- und Spielerfahrung passiert noch etwas anderes in den Workshops: Eine Schülerin, die sich mit ihrer fertiggestellten Puppe beschäftigte, flüsterte ihr ins Ohr: „Du bleibst jetzt mein ganzes Leben bei mir!“ Das Mädchen hat sich einen Freund geschaffen, der Dinge kann, die man nicht so leicht bekommt: Der Freund ist geduldig, hat Zeit, hört zu, kann mit Nicken und Kopfschütteln antworten. Aber das Wichtigste: Er ist verschwiegen. Was wird ein Kind der Flucht seinem selbst gebauten Freund alles anzuvertrauen haben?

KONTAKT
Hamburger Puppentheater
Bramfelder Straße 9 · 22305 Hamburg · 040/23 93 46 00
· www.hamburgerpuppentheater.de

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