Die Journalistin

Rozita Jahedi weiß, was es heißt, als Migrantin nach Deutschland zu kommen. Es war das Jahr 1987, Rozita Jahedi war 23 Jahre alt und bekam die hierzulande grassierende Ausländerfeindlichkeit zu spüren. Trotzdem wurde dieses Deutschland eine neue Heimat für sie.
Autor: Klaus Irler
Foto: Khalil Rastad
Foto: Khalil Rastad

In den ersten Jahren blieb ihr nur das Telefon, um Kontakt zu ihrer Familie im Iran zu halten. Einmal im Monat rief sie an, für 40 D-Mark pro Anruf. Auch heute noch hat sie Kontakt in den Iran. Aber heute geht es darum, zu helfen: Rozita Jahedi bringt regelmäßig auf eigene Faust Kleidung und Medikamente zu den Ärmsten der Armen.

An diesem Nachmittag sitzt die 54-Jährige in einem Büro im Kulturpunkt Barmbek°Basch und erzählt von ihrem Leben, ihren Hilfsprojekten und ihren Jobs. Schnell wird klar: Eine Trennungslinie zwischen den drei Bereichen gibt es bei ihr nicht. Als junge Frau hat sie im Iran als Journalistin gearbeitet und wollte das Land verlassen, um Chomeinis Gottesstaat zu ­entkommen. Sie heiratet einen zwanzig Jahre älteren Mann, der ihr verbietet, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Nach der Scheidung arbeitet sie viel mit Migranten: Als Bezugsperson ist sie unterwegs in Frauenhäusern und im Jugendamt. Bis 2006 arbeitet sie in Vollzeit bei einem Pflegedienst, aber die Firma geht pleite.

Durch eine Freundin, die im Barmbek°Basch arbeitet, ­erfährt sie dann vom Bundesfreiwilligendienst im Kulturpunkt im Basch. Sie bewirbt sich. „Ich wollte, dass meine zwei Töchter sehen: Mama kann immer noch arbeiten“, sagt sie. „Ich möchte nützlich sein.“

Im Kulturpunkt entsteht gerade das Internetmagazin ­Mittenmang und Rozita Jahedi ist als BFDlerin wieder da, wo sie angefangen hat: Beim Journalismus. Sie sammelt Kochrezepte von Geflüchteten und organisiert Fotoshootings und Interviews. Zugleich berichtet sie von ihren Hilfsprojekten im Iran: Regelmäßig reist sie in das Land, um Geflüchtete mit ­Kleidung und Medikamenten zu versorgen.

Nun hat sie angefangen, ein Buch zu schreiben über ihre Erfahrungen als Migrantin und Ehefrau. Sie möchte den Leser*innen Mut machen, sich zu wehren. „Ein Mann schlägt seine Frau und sie traut sich nicht, den Mund aufzumachen. Aber ich mache den Mund auf. Ich möchte nicht, dass das, was mir passiert ist, auch anderen passiert.“

Sie ist sehr glücklich mit ihrer Arbeit im Kulturpunkt im Basch. „Das Basch ist wie ein zweites Zuhause, wir sind wie eine Familie, wir ergänzen uns“, sagt sie selbstbewußt. „Ich möchte mich bei allen dort ganz herzlich bedanken.“

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