Unantastbar – und ausgezeichnet
Am 21. April 2020 wurde der diesjährige Hamburger Stadtteilkulturpreis für herausragende Projekt- und Programmarbeit übergeben. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Preisverleihung dieses Jahr online statt.
Mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis werden Projekte und Programme gewürdigt, deren Konzeption, Umsetzung und Resonanz besondere Qualität zeigen und die besonders geeignet sind, als anregendes Beispiel auf Initiativgruppen auch in anderen Stadtteilen zu wirken. Der Preis wird für bereits realisierte Kulturprojekte und -programme vergeben, die ein erfolgreiches Ergebnis nachweisen können, und ist mit 12.000 Euro dotiert.
Der Stadtteilkulturpreis 2020 geht an das Projekt „Unantastbar. Grundrechte – Greif zu!“
Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2020 wurde an die Projektreihe „Unantastbar. Grundrechte – Greif zu!“ der Zinnschmelze vergeben. Die Reihe umfasste mehrere Veranstaltungen, Aktionen und Workshops, die sich auf künstlerisch-kreative Weise mit den Grundrechten beschäftigten und in verschiedenen Häusern gezeigt wurden. Beteiligt waren als Projektpartner das Goldbekhaus, das Kulturschloss Wandsbek, Lukulule, das Jugendinformationszentrum (JIZ), die Berufliche Schule Uferstraße und die eingeladenen Einzelkünstler*innen.
In der Begründung für die Entscheidung heißt es: „Die Jury sieht das Projekt ‚Unantastbar. Grundrechte – Greif zu!ʻ als besonders preiswürdig an, da es die Auseinandersetzung mit den Grundlagen unserer Demokratie fördert und für eine breite Zielgruppe in allen Bevölkerungsgruppen, Ethnien, Altersgruppen und sozialen Milieus zugänglich macht.
Die künstlerisch-kreative Herangehensweise richtet sich an diverse Gruppen und macht die Alltagsbedeutung des Grundgesetzes erlebbar. In Zeiten, in denen die absolute Geltung von Grundrechten nicht mehr selbstverständlich für alle zu sein scheint, zeigt das Projekt die besondere politische und kulturelle Relevanz von Stadtteilkultur für die offene Gesellschaft und bindet gleichzeitig unterschiedlichste Kooperationspartner in verschiedenen Stadtteilen ein. Damit ist ‚Unantastbar. Grundrechte – Greif zu!ʻ vorbildhaft für zeitgemäße stadtteilkulturelle Arbeit.“
Die Finalisten
Als besonders herausragende Projekte und Programme stadtteilkultureller Arbeit wurden für den Hamburger Stadtteilkulturpreis 2020 außerdem als Finalisten nominiert:
- Das Programm All Inclusive des Goldbekhaus
- Das Projekt BLICKWINKEL der MOTTE
- Der Circus ABRAX KADABRAX des Diakonischen Werkes Hamburg-West/Südholstein
- Das FabLab HoFaLab der Honigfabrik
- Das Projekt KULTURISTENHOCH2 der Stiftung Generationen-Zusammenhalt
- Die Initiative MITmacher der MITmacher gUG
- Das Projekt PARKS von Hallo: Verein zur Förderung raumöffnender Kultur e.V.
- Das Projekt POMIKU – Postmigrantische Familienkulturen der Lenzsiedlung e.V.
- Die Rock Kids des Rock Kids St. Pauli e.V.
Alle nominierten Projekte und Programme des Hamburger Stadtteilkulturpreis 2020 – der Gewinner und die neun Finalisten – werden in diesem stadtkultur magazin in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt.
Die Bewerbungsrunde
Von Anfang Oktober 2019 bis Anfang Dezember 2019 konnten sich freie Träger der Kulturarbeit sowie Einzelpersonen, die sich in der Stadtteilkulturarbeit in Hamburg engagieren, für den Preis bewerben. Neben Kulturprojekten konnten Kurs- und Veranstaltungsprogramme, Programmbereiche, Veranstaltungsreihen, spezielle Veranstaltungsformate und Festivals, die in besonderer Weise den Qualitätskriterien des Stadtteilkulturpreises entsprechen, eingereicht werden.
In diesem Jahr haben sich Zentren, Vereine, Initiativen und Einzelpersonen mit über 70 Projekten und Programmen für den größten Preis der Hamburger Stadtteilkultur beworben – das waren so viele wie noch nie seit Bestehen des Preises.
An dieser Stelle sei noch einmal allen Bewerber*innen für die Einsendungen gedankt.
Die Qualitätskriterien des Preises
Projekte und Programme, die sich für den Hamburger Stadtteilkulturpreis bewerben, sollten mehrere Qualitätsmerkmale stadtteilkultureller Arbeit zeigen:
1. Kulturelle Teilhabe: Kultur von allen für alle
Die Projektarbeit spricht ein breites Publikum aus unterschiedlichen Milieus, Sozial- und Bildungsschichten sowie Altersgruppen an und leistet einen wichtigen Beitrag zur sozialen Integration.
2. Lokale Kultur: Kultur direkt vor Ort
Ausgehend von den Bedarfen und Themen vor Ort bezieht sich die Projektarbeit auf das Quartier und seine Geschichte und lädt ein, mit künstlerisch-kulturellen Mitteln Nachbarschaften neu zu gestalten.
3. Kulturelle Bildung: Chancen schaffen, Nachwuchs fördern
Die Projektarbeit ermöglicht es den Bewohner*innen des Stadtteils, sich selbst künstlerisch und kulturell zu betätigen und kulturelle Angebote selber zu organisieren.
4. Kulturelle Vielfalt: Internationale Stadtgesellschaft und Interkulturelle Öffnung
Die Projektarbeit fördert die interkulturelle Öffnung und macht die kulturelle Vielfalt erlebbar.
5. Vernetzung: Vor Ort verankert
Die Projektarbeit initiiert, entwickelt und stärkt regionale Netzwerke und bindet Künstler*innen sowie benachbarte Kultur- und Bildungseinrichtungen mit ein.
6. Mitgestaltung unserer Stadt: Beteiligen und Engagieren
Die Projektarbeit ermutigt zu freiwilligem Engagement und ermöglicht, das eigene Lebensumfeld mitzugestalten.
Auswahl, Jury und Preisverleihung
Aus allen Einsendungen nominierten die Preisstifter zehn Bewerbungen für den Hamburger Stadtteilkulturpreis. Eine unabhängige Jury ermittelte aus diesen Finalisten im Anschluss den Preisträger. Als Juror*innen haben sich 2020 Robert Hillmanns vom zakk Düsseldorf, die ehemalige Direktorin der Bücherhallen Hamburg Hella Schwemer-Martienßen und dieses Jahr erstmalig die Geschäftsführerin der Klaus und Lore Rating Stiftung Caroline Sassmannshausen zur Verfügung gestellt.
Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wurde am 21. April 2020 im Rahmen einer feierlichen Onlinezeremonie auf der Webseite www.stadtteilkulturpreis.de vom Senator für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda „überreicht“.
Preisstifter und Unterstützer
Preisstifter sind die Behörde für Kultur und Medien Hamburg, die Hamburgische Kulturstiftung, die Gabriele Fink Stiftung und die Patriotische Gesellschaft von 1765. Die Alfred Toepfer Stiftung F. V. S. unterstützt die Umsetzung. STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband für Lokale Kultur und Kulturelle Bildung, ist als Experte und Szenekenner für die Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs zuständig. Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wird seit 2002 an herausragende lokale Kulturprojekte und -programme vergeben.