„Durchfahren“ trifft es eher als „Hochfahren“: Ulli Smandek vom Bürgerhaus Barmbek resümiert das Projekt „Kultur im Treppenhaus“, bei dem durch gezielte kulturelle Hausbesuche Kultur in den Stadtteil gebracht wurde.
AUTOR: ULLI SMANDEK
Das Stadtteilfest „KulturBewegt!“ des Bürgerhauses Barmbek war in der Planung: Mit den ersten Förder*innen und Künstler*innen war schon alles geklärt. Dann kam die Seuche.
Nach dem Schluckauf beim Lesen der ersten Allgemeinverfügung – der einige Tage anhielt – stellte sich auch im Bürgerhaus Barmbek die Frage: „Und nu?“
Eine der Antworten war ziemlich aufwändig: Das Bürgerhaus wollte Fördergelder und Künstler*innen umleiten, damit den Vorschriften entsprochen und trotzdem Kultur in den Stadtteil gebracht werden kann. Am 6. Mai wurde das Projekt „Kultur im Treppenhaus“ geboren: Ein Ukulelist brachte im Garten eines Seniorenwohnheims Aufmunterndes zur Risikogruppe. Von da an gab es etwa ein- bis zweimal die Woche Auftritte in Hinterhöfen und Gärten – das Wetter war viel zu gut für das Treppenhaus, fast immer wurde draußen gespielt.
Das war der Ablauf: Hausgemeinschaften bestellten beim Bürgerhaus einen Auftritt. Das Bürgerhaus kontaktierte die Künstler*innen, plante und begleitete Rahmen und Durchführung.
Insgesamt dreißigmal wurden Ukulele, Harfe, Gitarre, Bass, Akkordeon, Saxofon, Piano oder Tang gespielt, wurde jongliert oder geclownt. Die Barmbeker*innen lächelten vom Balkon herab. Sie wussten mal wieder, was sie an ihrem Stadtteil und ihrem Bürgerhaus haben.
Die Künstler*innen durften das erleben, wofür sie sich auf diesen Beruf eingelassen hatten. Das Bürgerhaus konnte zeigen, was alles geht, wenn man nur will. Das Schönste: Das Projekt bekam Junge: Senioreneinrichtungen, Genossenschaften und Eigentümergemeinschaften übernahmen das Konzept und organisieren nun selbst Konzerte und Kleinkunst-Gigs in ihren Gärten.
Das Projekt ist nun abgeschlossen. Die Energie, die auf „Kultur im Treppenhaus“ verwendet wurde, muss nun in das Hochfahren des Hauses fließen: Erste Gruppen, erste Kurse haben begonnen, erste Mini-Veranstaltungen sind angesetzt.