Nr. 35: Hamburger Stadtteilkulturpreis 2016

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Hamburger Stadtteilkulturpreis 2016: Herausragende Projekte und Programme

Am 24. Mai 2016 wurde der diesjährige Hamburger Stadtteilkulturpreis für herausragende Projekt- und Programmarbeit in der Hamburger Stadtteilkultur vergeben.

Mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis werden Projekte und Programme gewürdigt, deren Konzeption, Umsetzung und Resonanz besondere Qualität zeigen und die besonders geeignet sind, als anregendes Beispiel auf Initiativgruppen auch in anderen Stadtteilen zu wirken.

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2016 geht an die Welcome Music Session

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2016 wurde an das Projekt Welcome Music Session der Zinnschmelze verliehen, das in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und Welcome to Hamburg Barmbek realisiert wird.

Einmal im Monat lädt die Zinnschmelze alte und neue Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils, Amateur- und Profimusikerinnen und -musiker aus der Stadt und Flüchtlingsunterkünften zu einer offenen Musiksession ins Stadtteilkulturzentum nach Barmbek ein. Das Zentrum schafft einen Ort der Begegnung und des interkulturellen Austauschs durch Musik: Gemeinsam Musizieren, Tanzen, Singen schafft den öffentlichen Raum, in dem Kultur gelebt wird und neu entsteht.

Die Jury begründet die Wahl wie folgt: „Die Jury beurteilt das Projekt Welcome Music Session als besonders preiswürdig, da es die Begegnungen zwischen Menschen über die Musik in den Mittelpunkt stellt. Mit den Mitteln der Kultur greift die Welcome Music Session eine aktuelle gesellschaftliche Herausforderung auf und weist damit einen zentralen gesellschaftlichen und politischen Bezug auf. Dabei wird – ganz in soziokultureller „Tradition“ – ein Treffpunkt geschaffen, der Menschen unterschiedlichster Milieus verbindet: Geflüchtete mit Menschen ohne Fluchterfahrung, Neuankömmlinge mit Alteingesessenen und Profis mit Laien. Vielfältige musikalische Traditionen und Instrumente bereichern sich gegenseitig. Offene Proben bieten die Möglichkeit, dass sich neue, individuelle Formationen über alle Genres und Kulturen hinweg zusammen-finden. Auch Mitwirkende ohne musikalische Kenntnisse finden zahlreiche Möglichkeiten der Beteiligung und Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Lernen findet hier auf sehr vielen verschiedenen Ebenen statt. Das Projekt lebt von dem Zusammenwirken verschiedenster Akteure und stärkt regionale Netzwerke. Dabei ist ehrenamtliches Engagement unabdingbarer Bestandteil des Projekts. Mit der Auszeichnung der Welcome Music Session möchte die Jury die Fortführung und Weiterentwicklung dieses herausragenden Projektes sichern und seine Skalierung ermöglichen.“

Nominierte Projekte und Programme

Als besonders herausragende Projekte und Programme ­stadtteilkultureller Arbeit wurden für den Hamburger Stadtteilkulturpreis 2016 außerdem nominiert:

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wird für bereits realisierte Projekte vergeben, die ein erfolgreiches Ergebnis nachweisen können, und ist mit 10.000 Euro dotiert. Alle nominierten Projekte des Hamburger Stadtteilkulturpreis 2016 werden in diesem Heft in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt.

Die Bewerbungsrunde

Von Anfang Dezember bis Anfang Februar konnten sich freie Träger der Kulturarbeit sowie Einzelpersonen, die sich in der Stadtteilkulturarbeit in Hamburg engagieren, für den Preis bewerben. Neben Kulturprojekten konnten Kurs- und Veranstaltungsprogramme, Programmbereiche, Veranstaltungsreihen, spezielle Veranstaltungsformate und Festivals, die in besonderer Weise den Qualitätskriterien des Stadtteilkulturpreises entsprechen, eingereicht werden. Über 50 kulturelle Initiativen, Zentren, Vereine und Einzelpersonen haben sich mit ihren Projekten und Programmen für den größten Preis der Hamburger Stadtteilkultur beworben. An dieser Stelle sei noch einmal allen Bewerberinnen und Bewerbern für die Einsendungen gedankt.

Qualitätskriterien

Projekte und Programme, die sich für den Hamburger Stadtteilkulturpreis bewerben, sollten mehrere Qualitätsmerkmale stadtteilkultureller Arbeit zeigen:

1. Kulturelle Teilhabe – Kultur von allen für alle
Die Projektarbeit spricht ein breites Publikum aus unterschiedlichen Milieus, Sozial- und Bildungsschichten sowie Altersgruppen an und leistet einen wichtigen Beitrag zur ­sozialen Integration.

2. Lokale Kultur – Kultur direkt vor Ort
Ausgehend von den Bedarfen und Themen vor Ort bezieht sich die Projektarbeit auf das Quartier und seine Geschichte und lädt ein, mit künstlerisch-kulturellen Mitteln Nachbarschaften neu zu gestalten.

3. Kulturelle Bildung – Chancen schaffen, Nachwuchs fördern
Die Projektarbeit ermöglicht es den Bewohnerinnen und ­Bewohnern des Stadtteils, sich selbst künstlerisch und kulturell zu betätigen und kulturelle Angebote selber zu organisieren.

4. Kulturelle Vielfalt – Internationale Stadtgesellschaft und Interkulturelle Öffnung
Die Projektarbeit fördert die interkulturelle Öffnung und macht die kulturelle Vielfalt erlebbar.

5. Vernetzung – Vor Ort verankert
Die Projektarbeit initiiert, entwickelt und stärkt regionale Netzwerke und bindet Künstlerinnen und Künstler sowie benachbarte Kultur- und Bildungseinrichtungen ein.

6. Mitgestaltung unserer Stadt – Beteiligen und Engagieren
Die Projektarbeit ermutigt zu freiwilligem Engagement und ermöglicht, das eigene Lebensumfeld mitzugestalten.

Auswahl, Jury und Preisverleihung

Aus allen Einsendungen nominierten die Preisstifter zehn ­Bewerbungen für den Hamburger Stadtteilkulturpreis, die ­unabhängige Jury ermittelte aus diesen Nominierungen im Anschluss den Preisträger. Die Jurorinnen Prof. Dr. Gesa Birnkraut von Birnkraut Partner und Annette Stiekele vom Hamburger Abendblatt wurden dabei von Robert Hillmanns vom zakk Düsseldorf als neues Mitglied der Jury unterstützt. Als Experte für Stadtteilkultur mit einem Interkultur-Schwerpunkt löst Hillmanns Prof. Dr. Gesa Ziemer von der HafenCity ­Universität ab, die sich die letzten zwei Jahre in der Jury des Preises engagiert hat. An dieser Stelle bedanken sich die Preis-stifter noch einmal herzlich für ihr Engagement. Robert Hillmanns ist Programmplaner im Kulturzentrum zakk (Düsseldorf) und dort für „Wort & Bühne“ sowie für die Querschnittsaufgabe „Interkultur“ zuständig. Als Praktiker soll Robert
Hillmanns die Sicht der Akteuxqre in die Preisvergabe mit einbringen.

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wurde am 24. Mai 2016 im Rahmen einer festlichen Veranstaltung in der HafenCity Universität vom Staatsrat Dr. Carsten Brosda der Zinnschmelze für die Welcome Music Session überreicht.

Preisstifter und Unterstützer

Preisstifter sind die Kulturbehörde Hamburg, die Hamburgi­sche Kulturstiftung, die Gabriele Fink Stiftung und die Patriotische Gesellschaft von 1765. Die Alfred Toepfer Stiftung F. V. S. unterstützt die Umsetzung. STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband für Lokale Kultur und Kulturelle Bildung, ist als Experte und Szenekenner für die Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs zuständig.

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wird seit 2002 an herausragende lokale Kulturprojekte vergeben. 2012 ging der Preis in eine kreative Pause und kehrte 2014 mit einem erneuerten Stifterkreis, einem neuen Bewerbungs- und Auswahlverfahren sowie einem attraktiveren Preisgeld in die Hamburger Kulturlandschaft zurück. 2016 wurde der Preis das dritte Mal in diesem neuen Setting vergeben.