Pandemiekonform – und ausgezeichnet
Am 20. April 2021 wurde der diesjährige Hamburger Stadtteilkulturpreis für herausragende Projekt- und Programmarbeit übergeben. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Preisverleihung im zweiten Jahr online statt.
Mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis werden Projekte und Programme gewürdigt, deren Konzeption, Umsetzung und Resonanz besondere Qualität zeigen und die besonders geeignet sind, als anregendes Beispiel auf Initiativgruppen auch in anderen Stadtteilen zu wirken. Der Preis wird für bereits realisierte Kulturprojekte und -programme vergeben, die ein erfolgreiches Ergebnis nachweisen können, und ist mit 12.000 Euro dotiert.
Der Stadtteilkulturpreis 2021 geht an das Projekt „DULSBERG LATE NIGHT“
Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2021 wurde an das Projekt „DULSBERG LATE NIGHT“ der Kulturagenten Hamburg vergeben. Die Kulturagenten starteten im ersten Lockdown eine Woche nach der Schulschließung damit, aus der leeren Aula der Stadtteilschule Alter Teichweg täglich eine Late-Night-Show zu senden. Der Schulleiter wurde zum Showmaster, telefonierte mit Eltern, Schüler*innen und Expert*innen, empfing Studiogäste und rief die Schüler*innen zu allerhand kreativen Mitmachaktionen auf. Die Show brachte es auf gut 30 Folgen und hielt so die Schulgemeinschaft im Lockdown zusammen.
In der Begründung für die Entscheidung heißt es: „Die Jury sieht das Projekt DULSBERG LATE NIGHT als besonders preiswürdig an, weil es als gelungene Kooperation zwischen den Kulturagenten und der Stadtteilschule Alter Teichweg zeigt, wie Kultur Schule dabei unterstützt, ein emotionaler Anker in Krisenzeiten zu sein und dabei die Familien und schließlich den ganzen Stadtteil einbezieht. Gerade in den schwierigen Zeiten der Pandemie, in der Schulen wie Familien oft überfordert sind und Schüler*innen beim Homeschooling häufig isoliert, alleingelassen und ohne echte Anregungen bleiben, holt DULSBERG LATE NIGHT die Schüler*innen und Familien aus ihrer Passivität und schafft niedrigschwellig Anlässe für Kreativität und Partizipation. Den Akteur*innen rund um Kulturagenten und Schulleitung gelingt es, mithilfe einer offenen Mitmach-Struktur und der gebündelten Professionalität der Künstler*innen und der Schulleitung, kulturelle Teilhabe zu den Familien und in den Stadtteil zu bringen. Bei aller Offenheit erzeugen sie einen geschützten Raum, in dem die Teilnehmenden aus Schule und Stadtteil ein hohes kreatives Potential entfalten. Dabei steht das digitale Medium trotz seiner Unverzichtbarkeit in Zeiten von sozialer Distanz niemals im Vordergrund. Als digitales Mitmach-Fernsehen erreicht DULSBERG LATE NIGHT ein breites Publikum unterschiedlichster Milieus und macht scheinbar beiläufig kulturelle Vielfalt sichtbar.“
Die Finalist*innen 2021
Als besonders herausragende Projekte und Programme stadtteilkultureller Arbeit wurden für den Hamburger Stadtteilkulturpreis 2021 außerdem als Finalist*innen nominiert:
- das Projekt altonaSTORY vom HausDrei
- das Festival fluctoplasma des Studio Marshmallow
- das Theaterprojekt HORN TO GO von Theater das Zimmer
- das Independent Autokino im Oberhafen der Stadtteilinitiative Hamm
- die Veranstaltungsreihe Kultur im Treppenhaus und Innenhofereignisse vom Bürgerhaus Barmbek
- die mmh.Pop.Up-Kneipe des Stadtteilbüro Dulsberg
- das Projekt Moment Mal! vom ella Kulturhaus, dem Goldbekhaus, der Zinnschmelze und dem Bürgerhaus Barmbek
- das Projekt PARKS von der Arge HALLO: Park
- das Vielfaltshaus des Kulturhaus Süderelbe
Alle nominierten Projekte und Programme des Hamburger Stadtteilkulturpreis 2021 – der Gewinner und die neun Finalist*innen – werden in diesem stadtkultur magazin in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt.
Die Bewerbungsrunde
Von Mitte November 2020 bis Mitte Januar 2021 konnten sich freie Träger der Kulturarbeit sowie Einzelpersonen, die sich in der Stadtteilkulturarbeit in Hamburg engagieren, für den Preis bewerben. Neben Kulturprojekten konnten Kurs- und Veranstaltungsprogramme, Programmbereiche, Veranstaltungsreihen, spezielle Veranstaltungsformate und Festivals, die in besonderer Weise den Qualitätskriterien des Stadtteilkulturpreises entsprechen, eingereicht werden. Projekte und Programme, die während der Corona-Pandemie entstanden sind und mit den jeweiligen Einschränkungen kreativ umgehen bzw. umgegangen sind, wurden ausdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben.
In diesem Jahr wurden knapp 40 Kulturprojekte und -programme von Zentren, Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen für den größten Preis der Hamburger Stadtteilkultur eingereicht. An dieser Stelle sei noch einmal allen Bewerber*innen für die Einsendungen gedankt.
Die Qualitätskriterien des Preises
Projekte und Programme, die sich für den Hamburger Stadtteilkulturpreis bewerben, sollten mehrere Qualitätsmerkmale stadtteilkultureller Arbeit zeigen:
- Kulturelle Teilhabe: Kultur von allen für alle
Die Projektarbeit spricht ein breites Publikum aus unterschiedlichen Milieus, Sozial- und Bildungsschichten sowie Altersgruppen an und leistet einen wichtigen Beitrag zur sozialen Integration. - Lokale Kultur: Kultur direkt vor Ort
Ausgehend von den Bedarfen und Themen vor Ort bezieht sich die Projektarbeit auf das Quartier und seine Geschichte und lädt ein, mit künstlerisch-kulturellen Mitteln Nachbarschaften neu zu gestalten. - Kulturelle Bildung: Chancen schaffen, Nachwuchs fördern
Die Projektarbeit ermöglicht es den Bewohner*innen des Stadtteils, sich selbst künstlerisch und kulturell zu betätigen und kulturelle Angebote selber zu organisieren. - Kulturelle Vielfalt: Internationale Stadtgesellschaft und Interkulturelle Öffnung
Die Projektarbeit fördert die interkulturelle Öffnung und macht die kulturelle Vielfalt erlebbar. - Vernetzung: Vor Ort verankert
Die Projektarbeit initiiert, entwickelt und stärkt regionale Netzwerke und bindet Künstler*innen sowie benachbarte Kultur- und Bildungseinrichtungen mit ein. - Mitgestaltung unserer Stadt: Beteiligen und Engagieren
Die Projektarbeit ermutigt zu freiwilligem Engagement und ermöglicht, das eigene Lebensumfeld mitzugestalten.
Auswahl, Jury und Preisverleihung
Aus allen Einsendungen nominierten die Preisstifter*innen zehn Bewerbungen für den Hamburger Stadtteilkulturpreis. Eine unabhängige Jury ermittelte aus diesen Finalisten im Anschluss den Preisträger. Als Jurorinnen haben sich 2021 die ehemalige Direktorin der Bücherhallen Hamburg Hella Schwemer-Martienßen, die Geschäftsführerin der Klaus und Lore Rating Stiftung Caroline Sassmannshausen und dieses Jahr erstmals Jennifer Tharr vom Bundesverband Soziokultur zur Verfügung gestellt. Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wurde am 20. April 2021 im Rahmen einer feierlichen Live-Video-Konferenz vom Senator für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda „überreicht“.
Preisstifter und Unterstützer
Preisstifter sind die Behörde für Kultur und Medien Hamburg, die Hamburgische Kulturstiftung, die Gabriele Fink Stiftung und die Patriotische Gesellschaft von 1765. Die Alfred Toepfer Stiftung F. V. S. unterstützt die Umsetzung. STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband für Lokale Kultur und Kulturelle Bildung, ist als Experte und Szenekenner für die Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs zuständig. Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wird seit 2002 an herausragende lokale Kulturprojekte und -programme vergeben.