Der Generationswechsel in der Hamburger Stadtteilkultur ist in vollem Gange: Die Gründer*innengeneration übergibt ihre Posten an den Nachwuchs. Darin liegt Potenzial – für Veränderungen, aber auch für Konflikte. Das stadtkultur magazin Nr. 60 hat deshalb Gehende und Kommende gefragt: Wie lief er, der Generationswechsel?
Die Babyboomer gehen auch in der Hamburger Stadtteilkultur in Rente. Oft sind es die Gründer*innen selbst oder zumindest lange Begleiter*innen der Einrichtungen, die jetzt ihren Hut nehmen. Eine neue Generation übernimmt in den Häusern. Strukturelle Herausforderungen wie Zeitmangel durch prekäre Finanzierung oder die zumeist schlechten Stellendotierungen in der Stadtteilkultur fallen bei einer Übergabe schwer ins Gewicht. Wie ist das, wenn man nach jahrzehntelangem Engagement die Verantwortung für eine Einrichtung abgibt? Und wie führt man wiederum eine etablierte Einrichtung nach den eigenen Vorstellungen weiter? Wir wollten wissen, was die Gehenden und Kommenden hier in Hamburg bewegt, wie ein „guter Wechsel“ funktionieren kann und wo es hakt.
In diesem Heft haben wir uns dabei auf den Generationswechsel in der Geschäftsführung beschränkt, denn: Beim Leitungswechsel eines Hauses gerät oft das ganze System aus dem Gleichgewicht und die Balance muss – wie bei einem Mobilé – erst wiedergefunden werden. So beschreibt es Ingrid Wagemann, die als Regionalberaterin des Landesverbandes Soziokultur Niedersachsen viele Generationswechsel begleitet hat. Am Ende des Heftes ordnet sie die zentralen Herausforderungen eines Wechsels ein und gibt Tipps aus ihrer langjährigen Erfahrung.
Aber zuerst wollen wir in dieser Ausgabe die Protagonist*innen zu Wort kommen lassen. Wir haben fünf Stadtteilkultureinrichtungen zu ihrem Generationswechsel befragt: Wie der Wechsel vorbereitet wurde und wie er vonstatten ging, was dabei gut und was nicht so gut geklappt hat, nach dem Loslassen-Können und nach den Hoffnungen und Sorgen für die Zukunft. Und: Welche Tipps haben sie für andere Einrichtungen, denen ein Wechsel bevorsteht? Lesen Sie die Interviews mit „alten“ und „neuen“ Geschäftsführenden über den Generationswechsel im Bürgertreff Altona-Nord, im Goldbekhaus, in der Kunstklinik, im HausDrei und bei KinderKinder.
Außerdem haben wir zwei Geschäftsführer*innen aus der MOTTE und dem Kulturladen St. Georg, die im nächsten Jahr gehen werden, nach ihren Vorbereitungen gefragt und was sie dabei gerade beschäftigt. Als Extra für die Online-Ausgabe sind noch zwei Interviews zu Wechsel vom Mitarbeitern aus dem Goldbekhaus und der MOTTE enthalten. Ein Einblick in die Facetten des Generationswechsels und wie Hamburgs Stadtteilkultureinrichtungen ihn bewältigen.
Alle Artikel des stadtkultur magazin Nr. 60
- Editorial zu „Generationswechsel“Liebe Kulturinteressierte, Als ich anfing, als Geschäftsführerin für den Dachverband STADTKULTUR HAMBURG zu arbeiten, gab es so gut wie keine Übergabe durch meinen Vorgänger. Ich kam von außerhalb der Soziokultur… Editorial zu „Generationswechsel“ weiterlesen
- Es war Zeit, den Stab weiterzugebenDoris Foitzik hat im Januar 2004 im Bürgertreff Altona-Nord im Rahmen eines Trägerwechsels ihre Arbeit aufgenommen. Acht Jahre hat sie sich die Geschäftsführung mit einem Kollegen geteilt. Als er ausschied,… Es war Zeit, den Stab weiterzugeben weiterlesen
- Eine kurze, intensive PhaseBernd Haß hat 1992 im Goldbekhaus angefangen. Neun Jahre später trat er die Nachfolge von Werner Frömming als Geschäftsführer an. Ende August war nun Bernds letzter Tag im Goldbekhaus. Seinen… Eine kurze, intensive Phase weiterlesen
- Schwung des Wechsels für Neues nutzenIn der Kunstklinik in Eppendorf blieb der Gründer und langjährige Geschäftsführer Klaus Kolb noch zwei Monate als Minijobber, um die Übergabe zu erleichtern – ein gut vorbereiteter Wissenstransfer war wegen ständiger… Schwung des Wechsels für Neues nutzen weiterlesen
- Themen identifizieren und Plan schmiedenDer Generationswechsel im HausDrei fand Anfang 2021 statt: Otto Clemens, der seit Ende 1998 das Stadtteilkulturzentrum in Altona leitete, übergab den Staffelstab an Christine Laufert. Auch hier wurde intern nachbesetzt:… Themen identifizieren und Plan schmieden weiterlesen
- Prozess statt CutStephan von Löwis of Menar hat 1987 sein erstes Kinder-Festival in Hamburg veranstaltet und ein Jahr später den Verein KinderKinder gegründet, der neben dem internationalen Festival „KinderKinder“ unter anderem auch… Prozess statt Cut weiterlesen
- Früh strukturieren, Themen setzen und vernetzenSeit 1994 ist Michael Wendt Geschäftsführer in der MOTTE. Fast 30 Jahre danach wird er kommenden Sommer 2023 in Rente gehen, seine Nachfolge steht noch nicht fest. Mit den Vorbereitungen… Früh strukturieren, Themen setzen und vernetzen weiterlesen
- Wichtig ist Offenheit auf beiden SeitenChristiane Orhan hört im nächsten Jahr nach 35 Jahren im Kulturladen St. Georg auf. 1988 hat sie mit einer hauptamtlichen Dreiviertelstelle angefangen und die Geschäftsführung ein Jahr später übernommen. Ihre… Wichtig ist Offenheit auf beiden Seiten weiterlesen
- Noch ein bißchen weitermachen1989 hat Peter Rauterberg im Goldbekhaus im Bereich Veranstaltungen für Erwachsene und in der Öffentlichkeitsarbeit angefangen. Später kam dem die Vermietung und Flohmärkte hinzu. Ende 2021 hat er seinen Job… Noch ein bißchen weitermachen weiterlesen
- Mit dem E-Bike über die AlpenClemens Hoffmann-Kahre hat 1995 in der MOTTE angefangen und den Bereich Kultur und Bildung aufgebaut. Im Juni 2022 hat er seine offizielle Regelaltersrente begonnen und ist als Erstes mit dem… Mit dem E-Bike über die Alpen weiterlesen
- Generationenwechsel in der SoziokulturDie Soziokultur kommt nach ihrem 40- bis 50-jährigen Bestehen zu ihrem ersten Generationenwechsel: als Kulturform wie auch ganz persönlich mit den Menschen, die sich nach und nach verabschieden und denen,… Generationenwechsel in der Soziokultur weiterlesen