Die Zukunft ist ungewiss, aber sie ist auch offen und gestaltbar. Um die Zukunft aktiv gestalten zu können, brauchen wir Vorstellungskraft, Handlungsfähigkeit, radikalen Optimismus und positive Zukunftsnarrative. Die UNESCO hat Futures Literacy zur essenziellen Kompetenz des 21. Jahrhunderts erklärt – also die Kompetenz, sich verschiedene Zukunftsvisionen vorzustellen und damit aktiv umzugehen. Der 25. Hamburger Ratschlag Stadtteilkultur am 14. November 2024 im BiM in Meiendorf fand deshalb als FuturesCamp „Gemeinsam Zukunft denken“ statt.
Um die Stadtteilkultur zukunftsfähig und resilient aufzustellen, muss sie manches loslassen und neu denken, zukunftsgerichtete Denkweisen etablieren, sich auf Veränderungen vorbereiten und sich vielleicht auch neu erfinden. Denn gerade die Stadtteilkultur hat Antworten auf viele gesellschaftliche Herausforderungen und kann wichtige konstruktive Beiträge für die Gestaltung der Zukunft leisten – wenn sie die (Super-)Kraft und die Zuversicht, aber auch ihre Kritikfähigkeit nicht verliert und sich vom Vertrauen in eine gestaltbare Zukunft leiten lässt.
Die Stadtteilkultur muss sich fit machen für die Transformation der Gesellschaft, die längst begonnen hat. Sie benötigt dafür einen positiven Blick auf die Zukunft, sie braucht positive Narrative und so etwas wie radikale Zuversicht. Doch es bedarf auch realistischer Vorstellungen darüber, wie die Zukunft aussehen kann. Oder vielmehr: Welche verschiedenen Zukünfte denkbar sind.
Diese Narrative dürfen nicht denen überlassen werden, die ganz andere Vorstellungen davon haben, wie die Gesellschaft in 5, 10 oder 20 Jahren aussehen soll. Deshalb müssen die Narrative nicht nur entwickelt, sondern auch verbreitet werden.
Und wer wäre dazu besser geeignet als die Stadtteilkultur – sie kann die Räume bieten, den Diskurs anstoßen, die Menschen erreichen und einbinden und die Formate entwickeln.
Der 25. Ratschlag war noch gestaltbarer für die Teilnehmenden und fand nach den Keynotes als BarCamp statt. Dabei bestimmen die Teilnehmenden, welche Fragen auf die Tagesordnung kommen, denn sie bieten selbst Sessions an und stellen Themen zur Diskussion oder richten Fragen an die Runde. Ziel des FuturesCamp war es, gemeinsam mit Akteur*innen und Engagierten aus der Stadtteilkultur, aus Ämtern, Behörden und Politik und weiteren Interessierten über wünschenswerte Zukünfte nachzudenken und was es dafür braucht – und was die Stadtteilkultur dazu beitragen kann.
Zur Einstimmung und als Impuls für die Diskussionen erläuterte die Zukunftsforscherin Stefanie Ollenburg, wie Methoden der Zukunftsforschung auch für Einrichtungen der Stadtteilkultur nützlich sein können, was Zukunftskompetenz beinhaltet und was es bedeutet, zukunftsorientiert zu denken. Im Interview mit Dr. Carsten Brosda fragte Moderatorin Donia Müller den Kultursenator nach seinen Vorstellungen von der Zukunft für und mit der Stadtteilkultur.
Im Anschluß an die Podiumsrunde, an der neben Stefanie Ollenburg und Carsten Brosda auch Corinne Eichner, die Geschäftsführerin von STADTKULTUR HAMBURG, teilnahm, formierte sich das BarCamp mit der Vorstellung der 14 Sessions. Wie kann sich die Stadtteilkultur zukunftsfähig aufstellen? Wie kann Gestaltung unter Bedingungen der Ungewissheit geschehen? Wie kann mehr Medienpädagogik die Demokratie stützen? Wie gewinnen Stadtteilkulturvereine junge Menschen für ehrenamtliche Vorstandsarbeit? Welche Debattenkultur braucht die Stadtteilkultur? Sind die Einrichtungen in einem Spagat zwischen Kulturzentrum und politischem Zentrum? Wie gelingt politische Kommunikation auf Social Media? Wann fangen wir endlich (ernsthaft) mit Nachhaltigkeit an? Wie können die stadtteilkulturellen Einrichtungen zu resilienten Organisationen werden, damit sie die Chancen in sich immer wieder verändernden Realitäten sehen und nutzen, um eine wünschenswerte Zukunft für alle aufzubauen? Welches Mindset ist dafür notwendig und hilfreich? Was kann die Stadtteilkultur möglichen künftigen Kürzungen entgegensetzen? Wie baut man starke Verbindungen zwischen Stadtteilkultur und Wirtschaft auf? Wie gelingen gute Verbindungen zwischen Stadtteilkultur, Politik und Verwaltung? Dies waren einige der Fragen, denen sich der Ratschlag Stadtteilkultur auf dem FuturesCamp Stadtteilkultur stellte, das in diesem Heft dokumentiert wird.
Alle Artikel der Dokumentation des Ratschlags Stadtteilkultur 2024
- Editorial zu „FuturesCamp Stadtteilkultur“Liebe Kulturinteressierte, Wir erleben gerade das Erreichen eines Meilensteins für die Stadtteilkultur und die Bürgerhäuser: Nach vielen Jahren des Einsatzes, manchmal des Kampfes und auf jeden Fall der Arbeit von sehr vielen Menschen an unterschiedlichsten Stellen in Stadtteilkultur, Politik und Verwaltung, wird in diesem Jahr endlich die faire Bezahlung der Mitarbeitenden in… Editorial zu „FuturesCamp Stadtteilkultur“ weiterlesen
- Unsicherere Zukünfte nutzen – Futures Literacy für ZukunftsgestaltungIn einer Welt, die immer unsicherer und komplexer wird, nutzen Menschen Zukunftsvorstellungen als Anker ihrer Hoffnung. Die zugrunde liegenden Annahmen und Wertorientierungen sind oft unbewusst und werden selten hinterfragt. In ideologischen Auseinandersetzungen prallen diese Zukunftsbilder aufeinander. Bleiben sie unreflektiert, können sie als Angriff verstanden werden, statt über die Unterschiede in einen Dialog… Unsicherere Zukünfte nutzen – Futures Literacy für Zukunftsgestaltung weiterlesen
- Stadtteilkultur kann unserer Gesellschaft zeigen, dass wir Dinge verändern könnenIm Interview mit Dr. Carsten Brosda fragte Moderatorin Donia Müller den Kultursenator auf dem Ratschlag „FuturesCamp Stadtteilkultur – Gemeinsam Zukunft denken“ nach seinen Vorstellungen zur Zukunft für und mit der Stadtteilkultur.
- Menschen für den Vorstand gewinnenDie Session von Sonja Engler aus der Zinnschmelze und Nils Kumar, ehemaliger Vorstand in dem Barmbeker Stadtteilkulturzentrum, zielte darauf ab, neue Ansätze zu entwickeln, um insbesondere junge und diverse Menschen für die Vorstandsarbeit in Stadtteilkulturzentren und -einrichtungen zu gewinnen. Eine weitere Frage, die damit einherging: Welche Anforderungen und rechtlichen Rahmenbedingungen müssen dabei… Menschen für den Vorstand gewinnen weiterlesen
- Wieviel und welche Debattenkultur wollen wir?„Stadtteilkultur kann die Bühnen dafür bieten, als Gesellschaft miteinander zu sprechen und aus diesem Gespräch Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu entwickeln.“Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien Wie kann es gelingen, diese Bühnen in der Stadtteilkultur zu bieten, den Dialog in unserer Gesellschaft zu initiieren und ihn zu moderieren?… Wieviel und welche Debattenkultur wollen wir? weiterlesen
- Kulturzentrum oder politisches Zentrum?Stadtteilkulturzentren stehen vor einer großen Herausforderung: Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Verunsicherung sehen sie ihre Rolle für die Stärkung der Demokratie. Durch eine starke politische und gesellschaftliche Positionierung fühlen sich manche Menschen im Stadtteil aber nicht mehr angesprochen. Und das Programm – auch die politischen Angebote – erreicht nicht mehr alle im Stadtteil.… Kulturzentrum oder politisches Zentrum? weiterlesen
- Nachhaltigkeit in der StadtteilkulturDie Stadtteilkultur kann eine Vorbildfunktion für Gäst*innen und Mitmenschen in Sachen Nachhaltigkeit einnehmen. In seiner Session stellte Felix Striegler aus dem Bürgerhaus Wilhelmsburg die entscheidende Frage: Wann fängt die lokale Kultur endlich damit an diese Vorbildfunktion auszufüllen und bereits Erreichtes offensiv zu kommunizieren?
- Mind und MoneyAb 2025 soll es eine bessere Bezahlung für das Personal der Stadtteilkultur geben. Das klingt gut, aber kann das auch wirklich gegen die Überlastung der Mitarbeitenden in den Kulturzentren helfen? Die zentrale Frage der Session „Mind und Money“ lautete deshalb: Wie können wir ein unterstützendes Mindset für das Arbeiten in der Stadtteilkultur… Mind und Money weiterlesen
- Futures Literacy Lab StadtteilkulturDie Zukunftsforscherin Stefanie Ollenburg führte im Anschluss an ihre Keynote ein Mini-Futures-Literacy-Lab zum Thema Zukünfte der Stadtteilkultur durch. Zu Beginn wurde die Methode in vier Schritten vorgestellt.
- Zusammenarbeit zwischen Stadtteilkultur, Politik und VerwaltungKulturpolitik und Stadtteilkultur arbeiten in Hamburg schon stellenweise eng zusammen. Doch wie können stabile und krisenfeste Verbindungen zwischen diesen Akteur*innen geschaffen werden? Was benötigen Stadtteilkultur, Politik und Verwaltung voneinander, um ihre Arbeit zu optimieren? Und welche weiteren Maßnahmen könnten dabei helfen, das gegenseitige Verständnis zu vertiefen?
- Effectuation: Mit dem arbeiten, was da istEin Kochrezept suchen, einkaufen gehen, nach Rezept kochen und die Gäste bewirten? Oder besser kochen mit dem, was im Kühlschrank ist? Am besten mit den Gästen zusammen? Und jede*r bringt noch etwas mit? Die zweite Version beschreibt ganz pragmatisch anhand der Alltagssituation die Denkhaltung und Arbeitsmethoden, die hinter dem Effectuation-Ansatz stehen, den… Effectuation: Mit dem arbeiten, was da ist weiterlesen
- Tag der KulturzentrenInspiriert von der „Langen Nacht der Theater“ und der „Langen Nacht der Museen“ entstand die Idee zum „Tag der offenen Kulturzentren“. Ziel einer solchen Kampagne wäre es, die vielfältige Landschaft der lokalen Kulturzentren sichtbarer zu machen sowie neue und auch jüngere Zielgruppen zu erreichen.
- Wirtschaft und StadtteilkulturUm noch mehr Menschen zu erreichen, braucht es starke Kooperationen im Stadtteil. Wie kann man aber mit Unternehmen wie der Bäckerei oder dem Supermarkt um die Ecke kooperieren? In der Session zur Kooperation zwischen Wirtschaft und Stadteilkultur wurde erörtert, wie man eine solche Zusammenarbeit gestalten kann.
- Junge Menschen in Sozialen Medien erreichenWie kann die Stadtteilkultur Menschen befähigen, Extremismus und Menschenfeindlichkeit frühzeitig zu erkennen, aktiv dagegen vorzugehen und gesellschaftliche Teilhabe zu stärken? Die Session „Demokratie und Medienpädagogik“ setzte sich intensiv mit der Frage auseinander, wie insbesondere junge Menschen über Social Media und Medienpädagogik zum Thema Demokratie erreicht werden können.
- Aktiko für sozial-ökologischen WandelSeit 2021 bildet die Plattform Aktiko – Kurzform für Aktionenkonferenz – ein Bündnis für den gesellschaftlichen Wandel. Was als Zusammenschluss von 25 Initiativen und Organisationen begann, hat sich inzwischen auf über 50 Beteiligte erweitert.
- Mit lokalkraft für ein zukunftsfähiges HamburgIn vielen Hamburger Stadtvierteln schließen sich immer mehr Menschen zusammen, um vor ihrer Haustür aktiv zu werden. Sie kämpfen für das gesellschaftliche Miteinander und die ökologische Zukunftsfähigkeit. Diese Bewegung trägt einen Namen: lokalkraft.
- Politische Kommunikation auf Social MediaVerfügen die Einrichtungen der Stadtteilkultur über die notwendigen PR- und Social-Media-Kompetenzen und -Kapazitäten für politische Kommunikation in den Sozialen Medien, um ihren Beitrag zu einer starken Demokratie zu leisten? Welche religiösen, politischen und gesellschaftlichen Themen behandelt die lokale Kultur überhaupt? Und für welche Zielgruppe und mit welchem Ziel können diese auf Social… Politische Kommunikation auf Social Media weiterlesen
- Globale Partnerschaften als ChanceDie Grundidee dieser Session auf dem FuturesCamp Stadtteilkultur war die Frage, ob Partnerschaften mit Kulturhäusern aus anderen Städten oder Ländern nicht eine große Bereicherung für die Hamburger Stadtteilkultur sein könnten.